Berlin Fashionweek AW2017
Text: Susanne O. Beckmann (Gastbeitrag)
Bilder: Andreas Hofrichter
Nscho-tschi in modernem Outfit
Winnetou lässt grüßen. Dorothee Schumacher eröffnete die Fashion Week Berlin Fall 2017 im ehemaligen Modeinstitut der DDR, im Kaufhaus Jandorf, mit ihrer Kollektion „A MODERN TRIBE“.Wieder spiegelt sie den Spirit amerikanischer Landschaften, Schluchten und Stammeskleidung in ihrer Kollektion. Dorothee Schumacher kann sich nicht von diesem Land lösen. Sie interpretiert alles immer wieder neu mit ihrer Gabe der Intuition. Mit asymmetrischen Layerings, Taillen betonten Silhouetten, dekonstruierten Schnitten, Farbkontrasten und unterschiedlichen Strukturen mixt die Designerin in provokant opulenter Art und Weise. Ihr Credo für diese Kollektion ist: Perfektion ist out.
Na wunderbar. So unperfekt kommen die Outfits gar nicht rüber. Vielmehr entsteht ein lässig, eleganter Look, der Luxus transportiert.
Mit Eyelet Details – auf deutsch Ösendesign -, Gürteln und scheinbar übergeworfenen Indianerdecken repräsentiert diese Kollektion so viel Einfallsreichtum, wie selten eine Schumacher Kollektion. Haben sich die Schumacherfans verändert oder wo ist das Leichte, Fließende, zart Beseidete geblieben? Nichts von all dem. Schumacherfans gehen auf Abenteuertour und mit ihnen die Designerin höchstpersönlich.
Sie wirft nichts über den Haufen und macht doch alles anders.
Schleifen sind gesteppt, aufgeblasen und überdimensioniert. Nichts da, so flatterig aus Seide fließend. Da wickelt sie eine halbe Daunenjacke um den Hals. So wirkt es – aber es wirkt gut.
Man hat fast den Eindruck, Dorothee Schumacher wartet mit ihrem gesamten Können auf. Eine tolle Kollektion, die verspricht, dass die Designerin immer wieder überrascht und neu verführt. Das will sie ja auch, wie sie im Sommer 2016 bei der Konferenz Mode & Stil nachdrücklich betonte und zeigt uns die wilde Nomadin der Großstadt.