Text/Bilder: Boris Marberg
Haare/Make-Up: Lisa Forner
Model: Tranell Spengler
Mode: Vivienne Westwood
Aufnahmeort: Foundation Beyeler mit Werken von Vincent van Gogh und Claude Monet
Wandel zum Kunst liebenden Menschen
Vivienne Westwood zählt nicht nur zu den bekanntesten und aus künstlerischer Sicht erfolgreichsten zeitgenössischen Modedesignern, sondern gilt auch als eine der progressivsten und politisch engagierten Künstlerinnen in Bezug auf den Schutz der Umwelt, insbesondere des Regenwaldes. Seit mehren Jahren tritt sie öffentlich als Aktivistin in Erscheinung und verkündete 2007 ihr Manifest „Active resistance to propaganda“ welches medial teilweise recht kontrovers aufgenommen und diskutiert worden ist. Massgeblich ist ihre derzeitige Line von den Thesen von James Lovelock geprägt, der in einer aus Sicht der Menschheit sehr apokalyptischen Art und Weise die Welt als Gesamtorganismus versteht welcher momentan von den Menschen geschädigt werde. Allerdings habe „Gaia“ ausreichende eigene Heilkräfte um im Rahmen von gewaltigen Naturkatastrophen, in denen in den kommenden 100 Jahren ein Grossteil der Menschen sterben werde, wieder in eine ausgeglichene Balance zu komme. Lediglich diejenigen Menschen würden überleben, die sich zutiefst wandeln, und in gewisser darwinistischer Weise sich als die Stärkeren erweisen. Aus diesen mehr als pessimistischen und im Kern auch unmenschlichen Thesen leitet Vivienne Westwood in einem wilden Konglomerat an Argumentationen ab, dass der Mensch zu einem Kunstliebhaber werden müsse um sich im Inneren zu bessern und sich aktiv gegen die Propaganda und für den Schutz der natürlichen Ressourcen, namentlich der Regenwälder einsetzen müsse um zu überleben.
Die Kunst lieben und auch gleichzeitig aktiv werden um die Regenwälder, die Natur im Ganzen zu behüten, prägte auch das Leben des Ehepaars Hildy und Ernst Beyeler. Beide gehören zu den bedeutendsten Kunstsammlern und Galeristen der vergangenen Jahrzehnte insbesondere in Bezug auf die Werke der „Klassischen Moderne“. Neben der Liebe zur Kunst und zur Vermittlung selbiger stand seit jeher auch die Natur zentral im Verständnis beider. Kunst und Natur sind ideell untrennbar und so war es stets auch Ziel ihres Wirkens, dass neben der Zugänglichkeit der Menschen zu Kunst auch der Naturschutz ihr Leben prägte. Für die Kunst mündete das Engagements des Ehepaars Beyeler in die weltbekannte Fondation Beyeler. Das Museum eröffnete im Oktober 1997 im Park des Berowerguts in Riehen bei Basel und wurde von dem italienischen Architekten Renzo Piano entworfen. Es gilt als eines der schönsten Museen der Welt wegen seiner Architektur, aber auch wegen der harmonischen Einbettung in die Umgebung und Natur. Neben dem Wirken der Familie Beyeler direkt im Bezug auf Kunst richtet sich der zweite Aspekt auf die andere grosse Liebe, die Natur, welche 2001 in der Stiftung Kunst für den Tropenwald einen Höhepunkt erreichte. Die Stiftung initiierte und unterstützte in den vergangen Jahren in zahlreichen Ländern und Gebieten unterschiedlichste Projekte, die direkt dem Schutz der tropischen Regenwäldern zu gute kommen und die dortigen Lebensräume für Pflanzen und Tiere bewahren helfen.
Hypothetisch angenommen, würden Künstler wie Vincent van Gogh, Claude Monet oder andere Protagonisten der anschliessenden Klassischen Modern vielleicht in ihrem Wirken und ihrem gesellschaftlichen Engagement einen ähnlichen Weg einschlagen wie momentan Vivienne Westwood. Sicherlich waren diese Künstler seinerzeit nicht mit einer essentiellen Bedrohung der natürlichen Lebensgrundlage durch den Klimawandel konfrontiert, sondern vielmehr mit anderen gesellschaftlichen Verwerfungen die das soziale Leben der damaligen Zeit prägten. Allerdings findet man auch in deren Werken die Liebe zur Natur wieder.
Vivienne Westwood startete aus diesem tiefen Bedürfnis in den vergangenen Wochen das Projekt „100 days of active resistance“, welches eingebettet ist in ihren übergeordneten Kontext „get a life“, mit dem Slogan „Buy less choose well“, der auf der Programmatik beruht, aus Liebe zur Kunst und zur Natur, den privaten Konsum zu beschränken und satt mehr, weniger, dafür aber gezielter zu konsumieren. Begleitet wird dies auch in den Kollektionen von Westwood in den vergangenen Jahren, die thematisch immer wieder Teilaspekte ihrer Thesen und Ideen zum Schutz der Umwelt und zum Konsumverhalten aufgreifen, als auch durch eine (unserer Auffassung nach zu schleppende) Umstellung der Produktion auf ökologische Kleidung. Der Schwerpunkt der Nachhaltigkeit bei ihrer Kleidung liegt momentan noch darin, Kleider länger zu nutzen und evtl. auch Secondhand einzukaufen, selbst wenn aus kommerzieller Sicht dann weniger ihrer Kreationen gekauft werden.
Eben diese Liebe des Ehepaars Beyeler, sowie Vivienne Westwood wollten wir visuell zusammen bringen und aufzeigen, dass die Widersprüche durchaus im Rahmen des Projektes aufgelöst werden können und die unterschiedlichsten Aspekte in Einklag kommen – Der aktive Widerstand welcher auch in der Mode von Vivienne Westwood mit militanten und aggressiven Untertönen zum Ausdruck kommt, ebenso wie die Liebe zur Natur der von der Familie Beyeler gesammelten und ausgestellten Künstlern, als auch die harmonische Klarheit in der Architektur.
Für die Möglichkeit der Realisierung unseres Beitrages zum „Wandel zum Kunst liebenden Menschen“, gilt unser besonderer Dank der Foundation Beyeler, der Stiftung Kunst für den Tropenwald sowie der Künstlerin Vivienne Westwood.