David Hanauers „living structure“ lädt ein zur Reflexion
Text: Zora Weber
Bilder: Über David Hanauer
Der in Karlsruhe arbeitende und lebende Designer David Hanauer war auf der diesjährigen imm cologne im Bereich [D3] CONTEST mit einem Holzobjekt zu sehen, das er selbst „the living structure“ nennt. Auf den ersten Blick ein Widerspruch zu der festgefügten Holzform. Auf den zweiten Blick wird klar, daß es ihm darum geht, festgefügte Funktionsnormen bei Möbelobjekten zu hinterfragen und den Betrachter zum Nachdenken anzuregen.
Egal, ob an der Wand hängend oder am Boden stehend, „the living structure“ läßt sich auf keine Funktion festlegen. Als quaderförmiger Holzrahmen konzipiert, kann der Entwurf an der Wand fixiert, aber ebenso gut auf dem Boden plaziert werden. Obwohl David Hanauer das Objekt als Tisch angelegt hat, geht es primär um das Gedankenexperiment, das mit diesem Modell verbunden ist. In welchem Verhältnis stehen wir zu Objekten (als Möbel) im Raum? Wie muß ein Objekt beschaffen sein, daß es von uns in seiner Funktion wahrgenommen wird? Das hat demzufolge viel damit zu tun, wie wir zur Funktion eines Objektes stehen, zu seiner Ästhetik und zum Raum im Allgemeinen. Genau dies geschieht im täglichen Umgang: wir organisieren und positionieren uns ständig. Nicht zufällig ist der Quader offen und bietet daher viel Freiraum. Je nach Bedarf, Kreativität und hinzugefügten Materialien kann die Idee des Entwurfs weiterentwickelt werden. Eine Metallplatte gehört dazu und ermöglicht einen Gebrauch sowohl als Esstisch ebenso wie als Schreibtisch (stehend oder hängend). Genauso gut kann eine Garderobe daraus werden oder ein Ruheplatz. Der Phantasie wird Raum gelassen. Die Funktion ist nicht festgelegt, sondern lädt zur Reflexion ein, wobei sie Gebrauch ermöglicht, ohne jedoch ein Produkt zu definieren, welches zu einer bestimmten Art der Nutzung zwingt. Dahinter verbergen sich weitergehend Fragen, wie wir Funktion gestalten wollen und wie wir unsere Möbel konzeptionieren und erleben wollen. Was legen wir fest, wofür lassen wir Raum?