Berlin Fashion Week AW2025 – St. Thomas Kirche
Text & Bilder: Boris Marberg
In der St. Thomas Kirche in Berlin Kreuzberg zeigte Clara Colette Miramon ihre neue Kollektion mit dem Titel „Maria hat geholfen“ dem interessierten, geladenen Publikum.
Ihr Label besteht seit 2021 in Berlin. In ihrer Designsprache fühlt sich Clara traditionellen Techniken verbunden und will diese in der zeitgenössischen Popkultur platzieren.
In den letzten Jahrzehnten wurden immer wieder von Modeschaffenden Elemente des Marienkults stilistisch aufgegriffen und in Kollektionen künstlerisch bearbeitet. Dabei wurden religiöse Symbole wie das Kreuz, die Hamsa-Hand oder das Auge der Vorsehung als modische Accessoires oder als Dekoration auf Kleidungsstücken verwendet. Humoristisch konnotiert wurde dies zum Beispiel schon von Jean Paul Gaultier, der sich an sakraler Malerei orientiert hatte, oder von Gianni Versace, der in einigen Kollektionen religiöse Symbole in seine Looks integrierte, insbesondere sehr oft Kreuze und andere christliche Symbole verwendet hat. In der christlichen Kunst wird traditionell Blau mit der Jungfrau Maria assoziiert. Diesem geistlichen steht farblich oft Purpur als Symbol für Reichtum und Dekadenz stilistisch gegenüber und es ist der Platzhalter für die irdischen Mächte. Mode und Spiritualität finden immer wieder zusammen. Oft wird Mode als (politischer) Ausdruck von Spiritualität und innerer Ausgeglichenheit verwendet und Designerinnen und Designer integrieren religiöse Symbole, um eine tiefere Bedeutung und Geschichte in ihren Kreationen zu vermitteln.
Clara Colette Miramon zeigt den Namen der Kollektion – „Maria hat geholfen“ – als peppiger, gedruckter Schriftzug auf einzelnen Looks (insbesondere dem einzigen Herrenlook der Kollektion) und geht damit einen plakativen Weg eines konkreten Statements. Diese sakrale Ausrichtung wird stilistisch durch die Einarbeitung von gotischen Bögen, zum Beispiel als obere Abschlüsse von Dekolletés, ergänzt. Diese Bögen symbolisieren die architektonischen Innovationen und das Streben nach Höhe und Licht in der gotischen Zeit des 12. bis zum 16. Jahrhundert. Weltliches und Geistiges stehen verbunden nebeneinander, und das Streben nach höheren Werten bedeutet nicht, Körperlichkeit zu verneinen. Die Looks fühlen sich schmeichelnd und sinnlich an und vermitteln ertastbare Empfindungen und Eindrücke. Es schwingt eine leichte Rebellion des Individualismus mit. Ein Marienkult ist nicht zwingend asexuell, sondern kann auch lustvoll sein. Das zeigt sich auch bei der Wahl des Materials. Gerade dem Haptischen von Kleidung wird oft nicht der Stellenwert zugesprochen, den es haben müsste. Neben Kunstpelz und Samt kommt Denim zum Einsatz. Es wird drapiert, geschichtet und mit Transparenz und Volumen werden kreative Abwechslungen geschaffen. Selbst geharnischt wird ein Model auf den Laufsteg geschickt, ein handgefertigter aufpolierter Brustpanzer, der als Blickfang dient und als die Wehrhaftigkeit des Femininen interpretiert werden kann. Abgeschlossen wird die Schau mit einem Look, einem schwarzen, schlichten Hochzeitskleid in Erwartung einer baldigen Niederkunft.
Die Kollektion ist gelungen, macht Spaß und vermittelt humorvoll Sinnlichkeit und Tragbarkeit und wird ihr Publikum und ihre Fans finden.