Berliner Salon ss2022, Berlin Kraftwerk
Text und Bilder: Gerhard Paproth
Wie stets ist das Programm des Berliner Salons gut ausgesucht und bildet letztlich sehr viel besser ab, was gehobenes Design deutscher Modemacher hervorbringen, als das sonstige Fashionweek-Programm. Der Ort ist allerdings suboptimal dafür, die raue Schale des Kraftwerks kann mit dem schönen Kronprinzenpalais nicht konkurrieren.
Und letztlich sollte man auch nicht vergessen, dass die Auswahl zwar kompetent ist, aber eigentlich auch noch genug Subjektivität enthält, die dann auch die Frage aufbringt, wo eigentlich die allgemeine Leitlinie der Berliner Fashionweek auszumachen ist. Eine solche hat sich auch nach über zehn Jahren immer noch nicht etabliert und dieses Jahr tritt das noch auffäliger zu Tage als sonst, wo immerhin ein großes Programm einen in Atem halten konnte. Das war sehr spärlich dieses Jahr und wohl auch hauptsächlich nur ein paar Designern zu verdanken, die durchhalten wollten. Es gelingt der kreativen Stadt Berlin nicht, eine charakteristische Modeveranstaltung auf die Beine zu stellen, einen kompetenten Kopf fürs Programmatische zu finden, eine gute und zuverlässige PR-Organisation einzurichten und vor allem das zu finden und herauszustellen, was ein Alleinstellungsmerkmal für Berliner Modekultur ist und sein kann. Erst dann würde die Fashionweek aus Berlin international von Bedeutung. Und das wäre eigentlich nicht schwer, denn internationale Neugier und Interesse sind ja durchaus vorhanden.
Und es kämen auch die Designer nach Berlin zurück, die anderswo hin gegangen sind, um zu zeigen.
Um auf den Berliner Salon zurück zu kommen, hier sieht man doch ein großes Spektrum, auch wenn die Auswahl nicht etwas charakteristisch Berlinerisches im Focus hat. Wir zeigen hier alle, die vertreten waren und man merkt bei der Durchsicht schnell: Da ist doch eigentlich mehr, warum ist dieunddie nicht da und warum kommt derundder nicht in Betracht? Und das, obwohl der Berliner Salon im Untergang der Berliner Fashionweek die letzte Bastion zu sein scheint. Und er als gutes Format für Förderung gedacht ist.
Eigentlich braucht Berlin die Fashionweek nicht wie sie daher kommt, Berlin ist nicht eigentlich eine Modestadt und das Interesse der Berliner Bevölkerung kleiner als beschränkt. Die Fashionweek wurde der Stadt übergestülpt, ohne das zu erkennen und anfangs machte sie sich sogar mit den Platzierungen im Zentrum und unverfrorenen Straßensperrungen sofort unbeliebt. Aber Berlin ist kulturell breit aufgestellt und verfügt über ein einzigartiges Potential an Subkultur, und wenn man das als Ganzes sieht, ist eben Modegestaltung durchaus auch ein Teil davon, der etwas zu bieten hat und eine geeignete Präsentation verdient. Messen und High-Class Catwalks sind jedenfalls nicht die passende Antwort. So bleibt künftig abzuwarten, ob die Szene noch ein eigenes Format findet, das kompetente Unterstützung durch kenntnisreiche Macher und städtische Finanzierung bekommt.
Paris, Mailand, London, New York, Seoul etc.: Da ließen sich die städtischen Kulturdezernate ihre gut ausgebauten Modewochen nicht nehmen. Das sind wichtige Stützen des kulturellen Überbaus und es wird Zeit, dass Berlin da einen sachgerechten Beitrag auf die Beine stellt. Öko und Gender wird nicht reichen. Das kommt von selbst. Die vielen Ankündigungen und Podiumsdiskussionen zu Öko-Fashion und nachhaltiger Modeproduktion sind keine solide Basis für ein ungewöhnliches und sehenswertes Programm. Das ist Begleitprogramm. Wer zur Mode geht, will in erster Linie gucken und staunen. Bei aller Ehrenhaftigkeit der ideologischen Haltung reicht das nicht und es darf nicht übersehen werden, dass Berliner Modemacher mehr drauf haben als das. Ganz sicher.
Im Vorfeld war diese Ausgabe der Berliner Fashionweek schlecht organisiert, Infos sickerten nur langsam durch, Anfragen wurden oft nicht oder unzureichend beantwortet. Alles auf die letzte Minute. Darüber beklagten wir uns schon. Und das, obwohl das Programm schon klein und überschaubar ausfiel – alles ist geschrumpft. Im Ablauf funktionierte alles gut, besonders das Personal war erstmals sehr freundlich und hilfsbereit. Aber diese kleine und angenehme Verbesserung wird nicht reichen um künftig im größeren Kontext eine repräsentative Rolle zu spielen.
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DER BERLINER SALON
Working Title:
William Fan:
Werkstatt München:
Stiebich & Rieth:
Vickermann & Stoya. Horizn:
Société Angelique:
Sminfinity:
René Storck:
Rianna & Nina:
Esther Perbandt:
PB 0110:
OFTT:
LML Studio:
Lutz Morris:
Odeeh:
Konrad:
Lara Krude:
Lala Berlin:
Vladimir Karaleev:
Karen Jessen:
Hannibal:
Julia Leifert:
Dawid Tomaszewski:
Diehm & Bespoke:
Antonia Zander:
Ayede:
Bergauer Handschuhe:
Alexander von Bronewski:
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