Leicht, luftig, sexy – Berliner Fashionweek für Frühjahr/Sommer 2012
Bilder: Andreas Hofrichter, Marcello Rubini
Text: Marcello Rubini
Vier Tage spring-summer 2012 Fashionweek Berlin – mit unzähligen kleinen und einigen großen Veranstaltungen präsentierte sich Berlin erneut als einen interessanten Modestandort, der sich zu beweisen versucht und zunehmend auch ein eigenes Profil gewinnt. Bread & Butter, Premium und IMG sind dabei die Hauptakteure, unzählige Kleinlabels vor Ort sorgen aber erst für die reizvolle Vielfalt und die Selbstdarstellung einer lebendigen Szene.
Mit der Besetzung des Flughafens Tempelhof besetzte die Bread & Butter wieder ein riesiges Areal für Messe und Selbst-Feier-Party, aber auch das temporäre Zelt von IMG (Mercedes Benz-Sponsoring) beanspruchte dieses Mal doppelt so viel Platz an noch zentralerer Stelle (vor dem Brandenburger Tor) und legte damit (demonstrativ?) zeitweilig den Verkehr auf der Berliner West-Ost-Achse lahm. Sichtbarer Profit der Vergrößerung des Zeltes war ein Studio für Präsentationen und Installationen, hier konnte man Designerkollektionen ganz nahe und in Ruhe betrachten, ohne dem schnellen Rhythmus der üblichen Laufstegshows folgen zu müssen.
Wir haben uns auch dieses Mal auf das IMG-Programm konzentriert, etwa 35 Schauen haben wir besucht und fotografiert und nebenbei auch in den Backstagebereichen die ambitionierten Vorbereitungen beobachtet.
Trends haben wir eigentlich nicht gesucht, aber wir hatten uns schon auf frische und lebendige Frühlings- und Sommerkollektionen gefreut, umso mehr, als auch das Berliner Wetter eine gute Vorlage machte. Sommerlich dominierten viele Kollektionen leichte und luftige Stoffe, sehr viel Transparenz und glänzende, satinierte Oberflächen. Die Röcke und Kleider waren extrem und unverfroren kurz, eher offen gehaltene Jacken und Blusen und die erwähnte Transparenz besonders vieler Tops setzten auf Sexappeal und weibliches Selbstbewusstsein; man ahnte allerdings, dass der weibliche Mut hier eher schöpferischen Imaginationen entspricht als dass dies halbwegs reale Prognose sein würde. Die Vielfalt und der Nuancenreichtum der erotisierten Leichtigkeit hat uns begeistert.
Die Farbpaletten jedoch waren wenig frühlings- oder sommerhaft, von einigen Ausnahmen abgesehen. Grau – ja Grau! – in allen Varianten schien sich wie ein Leitfaden durch die verschiedenen Kollektionen zu ziehen, sowie auch Braun, meist in feinen Abstufungen von Beige bis hin zu zaghaftem Orange. Kontrapunkte, zum Beispiel mit Türkis bzw. Grün, relativierten diese Fadheit etwas, aber die Anmutung von deutschem Herbst (Altweibersommer) beschlich uns immer wieder. Oft wurde die Farbe einfach ganz ignoriert und auf zuverlässiges und elegant daherkommendes Weiß und Schwarz gesetzt. Echte sommerliche Farbenfreude hingegen zeigten nur wenige Designer, allen voran natürlich Lena Hoschek, die mit ihrem Füllhorn an Farben Formen, Mustern und Ideen auch ein Publikum anzog, das echte Lust am Sommer in den weiß-edlen Räumen verbreitete.
Aufregende Extravaganzen sahen wir leider nicht so viele, Hochschul- und Abschlussvorführungen zählten wie immer dazu, sowie Dawid Tomaszewski, Vandevorst und einige Offsideveranstaltungen, von denen uns besonders die hinreißend-elegante Kretschmer-Schau begeisterte. Beeindruckend auch und wieder die performanceartige Show der beiden „berlinerisch-französischen“, exzentrischen Designerinnen von Augustin Teboul.
Immer wieder wichtig, das darf hier freilich nicht vergessenen werden, die gestalterisch einfühlsame und stets einfallsreiche Arbeit der renommierten Hair-Stylisten um André Märtens und Visagisten um Boris Entrup (beide im Auftrag für den Sponsor L’Oréal Professionel). Sie verpassten mancher Kollektion (und manchem eher gelangweilt wirkenden Model) erst die entscheidenden und wirkungsvollen Akzente.
Wenn es denn die Mode macht, erwartet uns also ein luftig-leichter Sommer 2012, sexy und voller selbstbewusster Weiblichkeit, sowie, auch das wurde stets propagiert, mutiger Herren mit zum Teil recht ungewöhnlichen und gewöhnungsbedürftigen Outfits.
Mitwoch 6. July 2011
Basler
Strenesse Blue
Dimitri
Michael Sontag
Lena Hoschek
Dft – Alexandra Kiesel
Donnerstag, 7.7.2011
Schumacher
Laurèl
Allude
Julia Starp
Perret Schaad
Mongrels in common
Freitag 8.7.2011
Marcel Ostertag
Malaikaraiss
Kilian Kerner
Frida Weyer
Blacky Dress
Iris van Herpen
Samstag 9.7. 2011
Irene Luft
Japanese Designers
HTW Berlin
MARIUSZ PRZYBYLSKI