Berlin Fashion Week SS2025 – Martin Gropius Bau
Text & Bilder: Boris Marberg for BFW
Das Label von Alan Balletshofer präsentierte im Rahmen der Modewoche in Berlin die neue Kollektion. Die Marke gehörte diese Saison zu den Gewinnern der sogenannten „Berlin Contemporary“. Der württembergische Designer benennt seine Kollektionen jeweils minimalistisch nach Jahrgang und laufender Nummer. Wir sind mit seiner zweiten Präsentation in Berlin damit bei 2024 – 006 angekommen.
Mit den bisherigen Kollektionen konnte Balletshofer einen klassischen, nüchtern minimalistischen Stil etablieren, der sich überwiegend an Herren richtet, die eine Kombination aus funktionalistischem Understatement im Geschäftsleben und einer alltagstauglichen Note suchen, um dezent aufzutreten. Dabei spielt der Gedanke eine zentrale Rolle, eine hohe handwerkliche Qualität abzuliefern, die nachhaltig und zeitlos ist. Seinen hohen Stellenwert von Handarbeit verwirklicht das Label stilistisch sehr reduziert, gradlinig und fast monochrom. Die Konstruktionen lehnen sich an Klassiker der Herrenmode an und versuchen, mit einem Touch sportlicher Streetwear die Perspektive neu zu verschieben – opulente Experimente sollte man dabei nicht erwarten.
Zu den eher kastigen, sehr unpersönlichen Schnittarchitekturen fügt der Designer Krägen, die die hermetische Wirkung und Strenge zum Kopf hin etwas aufbrechen und damit eine Verbindung zum Menschen schaffen. Letztlich aber entfalten die eher männlichen Silhouetten eine statisch-kraftvolle, aufgetragene Wirkung, die erst durch die Bewegung ihres Trägers eine leichte Lebendigkeit bekommt. Darin ist wohl der Anspruch zu einer sportlichen Note zu erkennen.
Auf den ersten Blick erinnert auch diese Kollektion an eine Mischung aus Elementen der Antwerp-Six (Konzeptionalismus), der Periode von Hedi Slimane bei Dior Homme und Hugo Boss. Ob dies die Vorbilder von Alan Balletshofer sind, wird sich im Laufe der Zeit noch zeigen.
Repräsentativ wurde in den Neorenaissance Martin-Gropius-Bau in Kreuzberg eingeladen. Neben dem Kunstausstellungsbetrieb betreiben seit 2001 die Berliner Festspiele das Gebäude auch als Veranstaltungsraum für verschiedenste Formate mit angelehntem Kunst- und Kulturbezug. Die großzügig gehaltene Galerie der oberen Etage um den zentralen Lichthof bildete für diese Modenschau den Laufsteg und bot parallel dazu die bestuhlten Ränge für das Publikum. Da weitestgehend auf eine künstliche Beleuchtung im Gebäude verzichtet wurde, liefen die Modelle in der erhabenen Galerie mit den nahezu durchgängig schwarzen und grauen Looks sehr unaufgeregt und infolge der zurückgenommenen Gestaltung fast unscheinbar mit dem Ambiente verschmelzend: wer diese Looks trägt, drängt sich nicht in den Vordergrund, hat aber die Gewissheit, etwas Besonders zu tragen, mit eigenwilligem Stil und einer Eleganz der Reduktion.