Studio 183 – Bikini Berlin
Text und Bilder: Gerhard Paproth
Als „Pre Artweek Group Exposition“ bezeichnet das Studio 183 im Bikini Berlin eine selbst kuratierte Ausstellung, Anxiety, von sechs Künstlern inmitten vieler Modeexponate auf unzähligen Kleiderständern, Schmuck und einer sich annähernden Melange aus Kunst, Design und Kunstgewerbe. Aber auch andere Mode-Unternehmungen wie z.B. Platte springen auf den Zug der Berliner Art-Week. Der Sinn dieser Ambitionen erschließt sich nicht sofort, offenkundig ist aber der Versuch, Kunst und (Mode)Design als ein ganzheitliches Gebilde zu präsentieren, homogener als zum Beispiel die Veranstaltung Positions es vorführt, die schon allein räumlich eine klare Trennung behält aber Annäherungen – eher von Seiten der Mode – aufzeigt.
Das Studio 183 geht dabei etwas inklusiver vor. Textlich werden die sechs vorgestellten Bildenden Künstler (Marie Zechiel – Performance, Sebastian Pielles – Neonröhrencollagen, Lenfants – Skulpturen, Niklas Jeroch – Assemblagen, Camille Schaeffer – Plexiglasobjekte, Franziska Katharina Röhrs – Body-Yoga-Art) zwar kurz herausgestellt, trotzdem bleibt die Substanz der Arbeiten aus kunstrelevanter Sicht zumindest so fragwürdig wie die damit einher gehende Verwässerung des Kunstbegriffs überhaupt. Aber die Nähe zu Design und moralischen Ideen der Gegenwart, zu Spass, Gefälligkeit und Alltagskultur macht die künstlerischen Gestaltungen kompatibel mit Modedesign. Sie sind vorwiegend Camp, immerhin.
Zu den vielen präsentierten Modedesignern und -designerinnen findet man leider keine weiteren Auskünfte (da wird auf Instagram verwiesen, ein paar Angaben kann man sich aber auch hier erklicken).
Studio 183 erklärt sein Kunstkonzept so: „Diese Gruppenausstellung zeigt eine Reihe aufstrebender Berliner Talente, die das Konzept „ANXIETY“ durch verschiedene Medien und künstlerische Formen erforschen.“ Und: „ANXIETY“ untersucht die Beziehung zwischen rasanten technologischen Fortschritten, dem unstillbaren Hunger des Konsumismus und der Notwendigkeit, in der natürlichen Umwelt der Erde verankert zu bleiben. Der Mensch ist dem Konsum endloser Datenströme ausgesetzt und steht vor der Herausforderung, ein Gleichgewicht innerhalb des Einzelnen zu finden, in einer Gesellschaft, die sich schneller in die Zukunft weiterentwickelt, als man es sich vorstellen kann.“
Die unzähligen Modeexponate, die den Rahmen dieser Ausstellung bestimmen, stammen alle von Jungdesignern und -Designerinnen, wenige Labels sind schon etwas bekannt. Alle erscheinen sehr innovativ und sind durch ungewöhnlichen Einfallsreichtum und Vielfalt in der Herangehensweise gekennzeichnet. Dies ist das Kernbusiness von Studio 183 und da ist die Auswahl der Labels überzeugend und absolut sehenswert. Die demonstriert darüber hinaus, dass die Fashionweek Berlin nur einen sehr kleinen Ausschnitt der aktuellen modischen Konzeptionen vorführt.
Versteht man es schlicht, ist die Ausstellung ein Teaser für den kommerziellen Modeverkauf von Studio 183, und das Konzept gelingt insofern, als die Mode sich wirklich als attraktiv und up-to-date erweist und letztendlich als Rahmenvorgabe das Wesentliche vor Ort bleibt. Die Kunst beiseite lassend haben wir aus der Fülle einige Beispiele ganz subjektiv und spontan herausgegriffen:
Chanymaria:
Cipango Paris:
Glück:
Kerima Elfaza:
NP by Nemanja Pantelic:
Our Shift:
Oversized:
Pink Jesus:
Reka:
Remesalt:
Reza Nadimi:
sekundär:
The Finnish National Romance Museum (FNRM):
VR di Rio Valentina:
Ye:
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Ausstellung vom 08.09. bis 08.10.2023 , Mo. – Sa., 10.00 – 20.00
STUDIO183 BIKINI Berlin, 1. OG Budapester Str. 46, 10787 Berlin