Berlin Fashion Week aw2019, E-Werk
Bilder: Andreas Hofrichter
Text: Gerhard Paproth
Der Schauen-Start des zweiten Tages der Fashionweek Herbst-Winter 2019 mit Amesh Wijesekera war alles andere als winterlich, sondern eine Reise in sonnige Gefilde. Der aus Sri Lanka stammende, in London arbeitende Designer zeigte eine sommerliche Kollektion der Lebensfreude, die lässig aber doch auch raffiniert daher kam. Farblich intensiv mit einem Spektrum von Rot, Pink, Violett, Orange bis zu Gelb und Gold war das Erscheinungsbild schon emotional heiter angelegt und mit schimmernden Oberflächen aus Wildseide und anderen leichten Materialien luftig und zugleich elegant definiert.
Stilistisch war die Kollektion eine Verschmelzung kunsthandwerklicher Arbeit und sinnlichen Lebensgefühls seiner Herkunftsinsel mit westlichen Printverfahren und vorwiegend lockeren Unisexschnitten der hiesigen Kleidungs-Kultur – klassische Hemden, unkomplizierte Tops, weite kurze und lange Hosen. Dominierend dabei waren die regenbogenartig in Querstreifen angelegten Farboffensiven, sehr raffiniert andererseits die handwerklich aus der Seide aufgedröselten Fransen und Bänder (siehe letztes Bild), Strickbordüren oder die subtil verwebten Materialien von Textil. Gut darauf abgestimmt die Fußbekleidung inklusive der Socken, bei denen die liebevolle Verarbeitung noch einmal mehr auffiel.
Und ein gesellschaftspolitisches Statement wurde auch noch unaufdringlich-charmant mitgeliefert mit den beiden in Gold gekleideten händchenhaltenden, männlichen Models – überhaupt waren die ganzen Erscheinungsbilder (z.B. die Frisuren) eher androgyn konzipiert, womit sich die Frage nach Männer- oder Frauenkollektion auch weitgehend erledigte.
Auf diese Weise lieferte die Schau des Nachwuchsförderungsprogramms IDEP von Mercedes-Benz ein positiv angelegtes Statement zur Moderne, das, verglichen mit vielen Studentenarbeiten aus deutschen Hochschulen vom Vortag, die eher einem düsteren Lebensgefühl Ausdruck gaben, ein optimistisches Grundgefühl statuierte. Im Berliner Winter ist das zumindest eine erfrischende und inspirierende Reise in eine andere Sphäre des Erlebens, abgesehen von der sympathischen grundsätzlichen Perspektive.