African Fashion – Fantasie plus Schneiderkunst

African Fashion – Fantasie plus Schneiderkunst

Fashionweek AW2020 Berlin, Kraftwerk

Bilder: Andreas Hofrichter
Text: Gerhard Paproth

 

Vier südafrikanische Kollektionen bestritten die Eröffnungsschau der Berliner Fashionweek Herbst-Winter 2020, gesponsert von Mercedes Benz im Rahmen seines besonderen Förderprogramms. Und legten damit die Latte zu erwartender Standards und designerischer Haltungen ziemlich hoch. Sie führten nämlich ein Feuerwerk der Fantasie vor, exzentrisch und dennoch diesseitig, umweltfreundlich und liebevoll-sorgfältig in der Verarbeitung, lebensfroh und sehr in der Gegenwart zu Hause. Jeder auf völlig andere Weise und mit anderem Geschmack.

Die „Fashion talents from South Africa“ waren Clive Rundle, Rich Mnisi, Floyd Avenue und Viviers Studio, vorwiegend Newcomer. Die Entstehungsumgebung ist dabei für alle stark prägend infolge der unzulänglichen Herstellungs-Infrastruktur und der eklatanten Materialknappheit. Stoffe und geeignete Materialien sind rar, müssen gesammelt und wiederverwertet werden und entsprechend einfallsreich und geschickt „verbaut“ werden. Klassisches Handwerk – auch in tradierten Verfahren – ist unabdingbare Grundlagenkenntnis und -befähigung und ohne die Kreativität von Materialumnutzung und Neuverwendung kann nichts eigenes entstehen. Doch dabei bleibt es nicht, eine ästhetische Grundauffassung, die dem „guten Geschmack“ folgt, ist ebenfalls noch eine zentrale Anforderung, die in unseren Gefilden ja nicht mehr zwingend ist.

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Clive Rundle ist kein Newcomer, er ist bereits seit 30 Jahren im Modegeschäft und in Afrika renommiert. Seine Kollektion war für den Berliner Auftritt konzipiert. Er arbeitet im Wesentlichen mit ausgemusterten Stoffen (Stoffresten, die er über Jahrzehnte in Johannesburg gesammelt hatte) und, ganz zeitgemäß, mit dekonstruktivistischen Gestaltungsverfahren. Man verspürt die Freude am Detail, an besonderen Materialien und Oberflächen und die lebensfrohe und selbstbewusste Aneignung diverser Stile (auch Kolonialstil). Geschmack- und stilvoll fügt er überraschend Verschiedenes zu komplexen Gefügen zusammen, mit verschiedenen Schnitttechniken und Gestalten – alles zusammen in einer Raffinesse und Grandezza, dass einem der Atem stockt.

African Fashion - Fantasie plus Schneiderkunst

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Rich Mnisis Kollektion („Alkebulan“ – ein altes Wort für Afrika) repräsentiert ein sehr modernes Afrika, das auch im Kontext westlicher Ästhetiken einen sehr selbstbewussten eigenen Platz findet, der höchst attraktiv ist. Sie bietet sehr originelle Ausstattungsideen, vielfach mit wilden, bunten Mustern, die gleichwohl sehr kontrolliert eingesetzt werden und mit gezielten Akzentuierungen und mit komplizierten Schnittechniken eine ganzheitliche Form finden. Lässige, großzügige Eleganz kennzeichnet alle vorgeführten Erscheinungsbilder.

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Floyd Avenue (Kollektion „Within Your Ken“) gibt sich im Gegensatz dazu eher akzentuiert bodenständig (z.B. Frack aus Denim). Mit dunklen, gedeckten Farben (viel Anthrazit und Schwarz, Dunkelblau, Olivgrün) und eher schlichten Schnitten evozieren die Outfits so etwas wie eine gewisse Stärke, Männlichkeit und Puristisches. Très fermé, also eher schützender Charakter. Kleine, besondere Gesten in der Gestaltung, z.B. Reißverschlüsse und Knöpfe aus Restbeständen sowie orange Schnüre lockern das zwar nicht spielerisch auf, nehmen dem Prinzip gelegentlich aber doch die Strenge.

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Die Designerin von Viviers Studio ist dagegen eher verspielt in den Ideen und Ausgestaltungen. Tiermuster werden spielerisch neu formuliert, originelle Schuhkonstruktionen erhöhen die Person, königliche Elemente (inklusive ihrer Steifheit) werden vergnügt und aufwertend verwertet, koloniale Stilmittel ideologisch entleert und als reiz- und würdevoll für sich genommen eingesetzt. Alle geschichtsbehafteten Überlieferungen sind brauchbar bzw. wiederverwertbar, wenn sie das Erscheinungsbild veredeln können. Hinzu kommen starke Kontraste und intensive Farben. Daraus entsteht nicht selten ein total raffiniertes Über-, Unter- und Ineinander, einerseits sehr würdevoll, andererseits lebendig und anders, edel und meist fantastisch.

Umweltbewußte Herstellung prägt darüber hinaus das Selbstverständnis der Modemacherin.

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