Kunstwerke aus Kirgisistan auf heimischen Böden

Kunstwerke aus Kirgisistan auf heimischen Böden

Text: Zora Weber

Bilder: karpet

Auf der Möbelmesse „neue räume 11“ in Zürich-Oerlikon präsentierte eine schweize Firma Filzteppiche aus Kirgisistan. Eine unverwechselbare Mischung aus gefärbtem Filz und ganz speziellen Mustern machen diese Teppiche zu einzigartigen Kleinoden, welche als Blickfang oder Akzentuierung besonders modern eingerichtete Räume bereichern. Auch die Natürlickeit von Holz ergänzt ein solcher Teppich sicherlich gut.

Kunstwerke aus Kirgisistan auf heimischen Böden

In Kirgisistan werden sie in aufwendiger Handarbeit von Nomadenfrauen hergestellt. Dabei ist diese auf jahrtausendealte Überlieferungen zurückgehende Tradition in den jahreszeitlichen Arbeitszyklus eingebettet: zu Beginn steht die Schafschur im Frühjahr, an der sich die ganze Dorfgemeinschaft beteiligt.

Kunstwerke aus Kirgisistan auf heimischen Böden

Anschließend bereiten die Frauen im Sommer die Wolle über dem Feuer auf und färben sie mit Pflanzenfarben, welche aus Früchten und Beeren gewonnen werden. Beim Verfilzen helfen Pferde. Erst während der langen Wintermonate in Kirgisistan widmen sich die Nomadenfrauen dem Zuschneiden der Muster und der eigentlichen Fertigung der Teppiche. Die Muster stellen abstrahierte Formen aus der Tier- und Pflanzenwelt dar. Das daraus entstehende Filzmosaik wird mit einem Doppelzopfstich zusammengenäht und auf eine zweite Filzlage gequiltet, so dass doppellagige, weiche und warme Teppiche entstehen. Letztlich ist es die entstehende Spannung aus harmonischen, großzügigen Mustern sowie den Farbkontrasten, die sie beinahe magisch und auf jeden Fall zeitlos erscheinen läßt. Tradionell werden sie oft als Mitgift zur Hochzeit geschenkt.

Kunstwerke aus Kirgisistan auf heimischen Böden

Kirgisistan ist eines der ärmsten Länder der Welt, rund 40% der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurde teilweise erfolgreich versucht, der strukturellen Armut unter der Landbevölkerung Kirgisistans durch Projekte wie dem Aufbau eines Mikrokreditsystems und anderer Maßnahmen entgegen zu wirken. Zunehmend erlangt jedoch die wirtschaftliche Situation des Landes durch die Auswirkungen des Klimawandels neue Brisanz. Angesichts der Folgen des sich bereits abzeichnenden Wassermangels, welcher sich auf die Landwirtschaft – der wirtschaftlichen Basis des Landes, ebenso wie auf die Trinkwasser- und Energieversorgung (durch Wasserkraft) erstreckt, gehen viele Männer in die Städte oder ins Ausland zum Arbeiten, Frauen und Kinder bleiben oft alleine zurück.

In der Schweiz werden die Teppiche durch das Team von karpet vertrieben. Es besteht eine direkte Zusammenarbeit mit den Nomadenfrauen, die langfristig auf gerechter und fairer Basis weitergeführt werden soll. So werden die Frauen beispielsweise entsprechend der Kursschwankungen entlohnt und die Fairness beim Herstellungsprozess durch das Label STEP überprüft.

Kunstwerke aus Kirgisistan auf heimischen Böden

Es besteht die Hoffnung durch diese Zusammenarbeit lokales Kunsthandwerk in den betroffenen Dörfern zu festigen und durch das erhaltene Einkommen, Familien in Einzelfällen zusammenzuhalten sowie die Rolle der Frauen innerhalb der Dorfgemeinschaft durch die Aufwertung ihrer Tätigkeit zu stärken.

Die Kunstwerke aus Kirgisistan auf unseren heimischen Böden haben so manche Geschichte zu erzählen…

 

Für weitere Informationen:

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH: www.giz.de

Klima-allianz deutschland: www.die-klima-allianz.de