Berlin Fashion Week SS2026 – Atrium Tower Potsdamer Platz
Bilder: Boris Marberg
Text: Gerhard Paproth
80 Absolventen von 12 renommierten Hochschulen in Modedesign präsentierten ihre Arbeiten auf der Neo.Fashion, die dieses neunte Mal umständlich als „Neo.Fashion. presented by Potsdamer Platz“ im Atrium Tower am Potsdamer Platz im Verlaufe von zwei Tagen mit verschiedenen Programmpunkten stattfand. Zum Abschluß gab es eine Prämierung der besten, gegliedert in verschiedenen Kategorien und auch von verschiedenen Jurys bewertet.
Das Format Neo.Fashion war schon am Start eine gute Idee des repräsentativen Zusammenschlusses von Modeakademien und sie hat sich über die Jahre konzeptuell stets weiter ausgebaut. Inwieweit das ambitionierte Projekt als relevante Talentschmiede taugt, läßt sich von außen schwer einschätzen, als Termin mitten in der Fashionweek ist die Groß-Schau für Profis und Medien noch immer eine konkurrierende Veranstaltung, vielleicht finden sich terminlich einmal klügere Positionierungen. Und mit der Berlin Curated Schau im offiziellen Programm ist nun noch ein weiteres Format eingebracht, das man als Konkurrenz zu Neo.Fashion betrachten könnte, besser aber als Brücke zum offiziellen Fashionweekprogramm geeignet ist. Mit seinem eigenständigen und geschlossenen Konzept wäre, unserer Einschätzung nach, Neo.Fashion eine ideale Einleitung zur Fashionweek.
Denn auch die gezeigte Mode ist ein innovatives Momentum „auf dem Weg“. Vorwiegend experimentell und gleichzeitig modernen Anforderungen genügend, umfassen die Looks sehr verschiedene Perspektiven und Schwerpunkte, was die Vergleichbarkeit erschwert und weswegen auch die Preise in vier verschiedene Kategorien gesplittet wurden: In diesen gingen die Preise an:
- Best Digital Fashion Design: Flora Schwöppe, AMD Akademie Mode & Design Hamburg
- Best Craftsmanship: Melanie Parzenczewski, HTW Berlin
- Best Design: Wiebke Lendewig, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
- Best Sustainability Concept: Azura Barber, Hochschule Macromedia
- Best Global Concept: Jon Liesenfeld, AMD Akademie Mode & Design
- Zusätzlich wurden zwei Sonderpreise verliehen:
Potsdamer Platz Award: Laurin Schuler (KH Weißensee)
Brisbane Showcase: Lennart Bohle (HS Pforzheim)
Nicht nur aus der großen Diversität gezeigter Looks sondern auch aus dem Beurteilungssplitting kann man ableiten, dass diese Modekonzepte noch am Anfang oder vor dem Anfang stehen und eine runde Komplexität eher noch aussteht. Fachhochschulspezifische Schwerpunkte lassen sich für Aussenstehende nicht herauslesen. Insofern, als die Kommerzialisierung als zwingendes Kriterium hier noch keine nennenswerte Rolle spielt und das Experiment noch freie Hand haben dürfte, sind die Neo.Fashion-Schauen allemal spannend, auch die große Diversität. Manchmal merkt man, dass die individuelle Gestaltforschung noch sehr studentisch geprägt ist, machmal bemerkt man die aktuell zunehmende Politisierung des Gestaltungsstrebens innerhalb der Hochschulen – irgendwie anregend und interessant entwickelt sind die gezeigten Ergebnisse dann soweit doch meistens. Der schnelle Wechsel der gestalterischen Ansätze läßt manchen Zuschauer leicht irritiert zurück, ein orientierender Trend ist höchstens im Nachhinein beim Betrachten der Bilddokumentation zu verspüren.
Wir fotografierten die letzte Award-Schau des zweitägigen Neo.Fashion Programms.