Der Berliner Salon und Modefotografie

Der Berliner Salon und Modefotografie

Berlin Fashion Week SS2026 – Museum für Fotografie

Bilder: Andreas Hofrichter, Courtesy Helmut Newton Foundation

Text: Gerhard Paproth

 

Wie schon unsere letzten Ausstellungsberichte deutlich machten, ist es ein auffallender Trend, Mode in anderen Ausstellungskontexten zu präsentieren und der Berliner Salon betreibt das seit geraumer Zeit sehr entschieden so und durchaus erfolgreich.

Im Falle dieser Saison werden die Modeexponate in Ausstellungen des Fotografiemuseums eingefügt, mit dem besonderen Vorteil, dass diese Ausstellungen selbst auf Mode bezogen sind. Um zwei Sonderausstellungen geht es dabei, die Ausstellung „Polaroids“ zeigt konzeptuelle Skizzen von Helmut Newton. Die Ausstellung „Rico Puhlmann. Fashion Photography 50s–90s“ gibt einen Überblick über das Schaffen des Modefotografen und Illustrators.

Der Berliner Salon versammelt, unter der Kuratorenschaft von Christiane Arp und Marcus Kurz, jede Saison herausragende Modeschöpfer aus dem deutschsprachigen Raum, darunter viele interessante Newcomer. Das ist für jede Berliner Fashionweek eine wichtige Sammlungsschau mit Focus auf die vielfältigen und innovativen Gestaltungsansätze der Gegenwart. Diese Anschauung wird mit dem Museumskonzept jetzt aber mindestens relativiert, denn abgesehen von der Auswahl der betreffenden Designer verschiebt sich, mit der Einbindung in einen anderen, eigenständigen Ausstellungsgedanken, die Wahrnehmung vom konzentriert innovativen, reinen Modeaspekt auf die ästhetischen Kriterien, die vom vorgegebenen Ausstellungskontext (der auf Fotografie und auf Mode Ende des letzten Jahrhunders bezogen ist) ausgehen. Die offiziellen Begriffe Zusammenschau oder Dialog verschleiern dies leider. Das Museum schreibt dazu: „Design und Fotografie kreisen gleichermaßen um Aspekte wie Repräsentation, Selbstdarstellung, Körperbilder und gesellschaftliche Repräsentation. Damit verdeutlicht die Gruppenausstellung des Berliner Salons im Museum für Fotografie die engen Verbindungen zwischen den künstlerischen Medien Fotografie und Mode.“ Die Konzentration auf Modegestaltung im Jetzt und Heute wird verwässert.

Jenseits dieser Gedanken ist die Schau des Berliner Salons aber wie immer großartig und kenntnisreich zusammen gestellt und hat auch wieder einen atmosphärisch würdigen Ort gefunden. Die große Mischung der gestalterischen Leitgedanken ist faszinierend, von exzentrischen Statements über grob-schlichte Prägungen, folklorenahem Strick und manchmal auch gutem, eleganten Geschmack ist alles vertreten. Die vorgesehenen Korrespondenzen zu den Bildern an der Wand sind eher assoziativ und gefällig gemeint. Eventuelle Entscheidungen, was vielleicht früher besser war, drängen sich zwar manchmal auf, auch Überlegungen, wohin es nun geschmacklich wirklich geht, aber das bleibt dem Betrachter überlassen. Mit dem Aufzeigen des großen Spektrums haben die Kuratoren vermutlich faire und angemessene Vorarbeit geleistet.

 

 

Die Ausstellung wird unterstützt von Museum&Location.

Eine Sonderausstellung des Berliner Salons in Zusammenarbeit mit der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin und der Helmut Newton Foundation.