William Fan – Alter Ego

William Fan – Alter Ego

Berlin Fashion Week AW2025 – Philharmonie

Text: Boris Marberg

Bilder: Gerhard Paproth

 

Eine Dekade ist in der zeitgenössischen Mode eine gefühlte Ewigkeit. Für William Fan fiel dieses Jubiläum auf die Berliner Modewoche, an welcher der Designer, geboren in Hannover und seit 2015 in Berlin mit seinem Atelier und Label ansässig, vielfach schon teilgenommen hat. Gerade für diese Saison konnte Fan einen der begehrten „Berlin Contemporary“-Preise für sich verbuchen. Diese Auszeichnungen werden von der Berliner Senatsverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Fashion Council Germany vergeben und zeichnen innovative Show- und Präsentationskonzepte aus, die sich durch Kreativität, Nachhaltigkeit und Inklusivität hervortun. Das zehnjährige Jubiläum seines Modelabels feierte William Fan in großem Stil im Gebäude des Kammermusiksaals der Philharmonie, weiträumig verteilt über zwei Etagen, mit anschließendem Kammermusikkonzert.

Dem Schaukonzept war leider die Geräumigkeit des Kammermusiksaals der Philharmonie nicht sehr zuträglich, da das Publikum nicht durchgängig stringent die einzelnen Looks betrachten konnte, die ab und an geballt in Gruppen aufliefen und in der Fläche fast verloren wirkten. Das hat eine unnötig große Distanz geschaffen. Distanz als Thema zwischen verschiedenen Polaritäten prägt auch diese Kollektion. Alter Ego richtet sich sowohl an Frauen, wie auch Männer, – die jeweiligen Looks stehen in Korrespondenz zueinander und es finden sich häufig binäre Verbindungen. So stehen dunkle Herren- und Damenmäntel in Relation zueinander und spiegeln in den Details und Konstruktionen jeweils sich gegenseitig. Ja, es sind auffallend viele dunkle, schwarze und gedeckte Töne (fast zwei Dutzend Looks sind dunkel gehalten), welche zu den lockeren, weiten Silhouetten und Konstruktionen gefunden haben. Es ist aber auch eine klassische Herbst- und Winterkollektion. Das ist aber nicht alles, denn diesem Schwerpunkt stehen helle, pastelle Zusammenstellungen entgegen, die weich und zerbrechlich wirken und sehr häufig mit einem klassisch asiatischen Bühnen-Make-up. Kooperiert habe man mit der Kosmetikmarke Kiko Milano. Hier fallen weißes Gesichts-Make-up, rote Lippen und betonte Augenbrauen charakteristisch auf. Dieses Make-up hebt die Gesichtszüge der Modelle hervor und verleiht ihnen ein unverwechselbares Aussehen, welches hier die Looks stark kontrastiert. Das passt insbesondere gut zu den vielen schwarzen oder dunklen Looks, aber leider auch nicht immer. Spannend sind vor allem die Konstruktionen, welche mit Schichtungen und Volumen spielen und nicht übertrieben körperbetont sind. Es bleibt bei William Fan diesmal der Eindruck, dass seine Mode sehr locker ist und viel Bewegungsfreiheit vermitteln kann. Dies ist hier gepaart mit einer eleganten Dynamik und lässt sich sehr gut im urbanen Umfeld tragen und vermittelt eine sehr lässige Coolness, die spontan an Designklassiker von Yohji Yamamoto mit seinem avantgardistischen Wirken erinnert.