Berlin Fashion Week AW2025 – Gemäldegalerie
Text und Bilder: Gerhard Paproth
Schon letzte Saison ging der Berliner Salon ins Museum und konfrontierte junge Mode mit kunstgeschichtlichen Meisterwerken. Diese Saison ist die Möglichkeit, dies in der Gemäldegalerie ausrichten zu dürfen, noch exquisiter und der Erwartungsdruck unter der kulturbeflissenen Klientel noch größer. Aber es funktioniert im Großen und Ganzen ziemlich gut, vor allem, wenn man erkannt hat, dass die Gegenüberstellungen nur lose optische oder ästhetische Korrespondenzen evozieren brauchen und man die kunstgeschichtliche Perspektive meist besser beiseite läßt. Mit den Arrangements wird dem Geschmack den Vortritt gelassen, man gönnt irgendwelchen Affinitäten in Form, Farbe, Bewegung oder Material ein vorübergehendes Intermezzo, manchmal ist den umsichtigen Kuratoren sogar ein inhaltlich origineller Kontext gelungen. Oft macht das Spass, es erfrischt die Kunst vorübergehend auch ein wenig, manches erscheint plötzlich gegenwärtiger als sonst, durchaus ohne Würdeverlust. Nicht immer allerdings haben die Designer selbst verstanden, warum sie gerade an dieser Stelle positioniert wurden, manchen war der kunstgeschichtliche Hintergrund aber hinreichend bekannt, denn sie haben ihre Entwürfe ohnehin schon entfernt aus solchen modegeschichtlichen Kenntnissen abgeleitet. In diesen wenigen Fällen ist die Rezeption natürlich ein besonderer Reiz. Es gibt andererseits auch amüsante Konstellationen, die sich die Kuratoren haben einfallen lassen (zum Beispiel bei Namilia) und die formalen Positionierungen (zum Beispiel bei Marlon Ferry) sind Möglichkeiten, sowohl die Malerei als auch die Modeexponate besonders zu akzentuieren.
Die Auswahl der gezeigten 55 deutschen Designer und Designerinnen – das geschah großenteils über Bewerbungen – ist diese Saison besonders focussiert auf jungen Nachwuchs, viele unbekannte Namen, die oft gerade ihr Examen hinter sich haben und hier ihre Prüfungsarbeiten vorstellen. Einige wenige bereits bekannte Labels sind, weit verstreut, trotzdem noch dabei, sei es weil sie den künstlerisch-fantasievollen Ansatz nicht aufgegeben haben, sei es, weil sie besonders exquisit ästhetische Kategorien verfolgen und damit auch zu der Gesamtqualität der Mode-Ausstellung noch Höhepunkte beisteuern.
Bis 24. Februar 2025 läuft das gemeinsame Ausstellungsexperiment vom Fashion Council Germany (Leitung Christiane Arp) und der Gemäldegalerie für das breite Publikum und ein Besuch ist sehr zu empfehlen. Denn es rückt die Kunst in eine etwas unbeschwertere Sicht, ohne sie nennenswert zu beeinträchtigen und die Gestaltungsambitionen jungen Modedesigns in ein kulturell etwas ernsthafteres Bewußtsein, ohne zu aufgesetzt daher zu kommen.
Wir haben versucht, das Anliegen der Ausstellungsidee mit unseren Fotos der Modeexponate etwas mitzudenken und, soweit möglich, auch die Designer persönlich mit ins Bild zu nehmen. Auch das ein Experiment.
Adriane Lila Fecke:
Alan Hamiklo:
Alexander Gigl:
Alexandra Stein:
Alina Kalischer:
Anne Bernecker:
Anne Kaden:
Angelique Dins:
Autel:
David William:
Des Filles Désir:
Elodie Carstensen:
Fabia Meyer:
Fiona Bennet:
Frieda Kamphues:
Gerrit Jacob:
Henning Sadau:
Jing-Jie Huang:
Joah Kraus:
Karen Jessen:
Katharina Dubbick:
Lennart Bohle:
Leyla zu Stolberg:
Lilian Brade:
Luis Amslgruber:
Maatrev:
Maison Rose, Louis Renaud:
Marius Moninger:
Marie-Louise Müller:
Marlon Ferry:
Marvin Muelleck:
Fashion X-Craft:
Michelle Bohnes, Jasmin Wottke, Paula Dischinger:
Chantal Wehran:
H6 Collective:
Maira Gath:
Niclas Hasemann:
Namilia:
Nethanel Kantor:
Panos Gotsis:
Paulina Bongartz:
Plaid-A-Porter:
Selva Huygens:
Sezgin:
Silja Meise:
Sofia Hermens Fernandez:
Stefan Uhr:
Stricken3000:
Studio Ena:
Tati:
Timo Kurz:
Unvain:
Yannic Pretzlaff:
Yccij: