Berlin Fashion Week AW2025 – Alte Münze
Text & Bilder: Boris Marberg
Seit vielen Jahren ist Rebekka Ruétz eine der Designerinnen, die der Modestadt Berlin und deren Fashionweek in guten wie in schlechten Zeiten stets die Treue gehalten hat. Die Modenschau der österreichischen Designerin fand diese Saison in der historischen Alten Münze in Berlin statt, einem Ort, an dem schon zahlreiche Schauen stattgefunden haben. Mit der Kollektion reBIRTH knüpft Ruétz an sehr frühe Kollektionen an. Dies zeigt sich sowohl farblich als auch bei den Silhouetten, und ein klares politisches Statement, wie wir es oft in den letzten Jahren von der Designerin immer wieder auf dem Laufsteg präsentiert bekommen haben, ist uns dieses Mal nicht begegnet. Man fühlt sich angenehm weit zeitlich zurückversetzt und an eine der frühen Kollektionen „The Witch“ Herbst- und Winter 2012 erinnert, eine Zeit, in welcher die Designerin noch in den Kleidungsstücken mit Flockdruck energetische Chakren eingearbeitet hatte. Die Farbpalette war seinerzeit ähnlich warm gehalten, ist diese Saison aber kräftiger und kontrastreicher. Gerade die Gegenüberstellung dieser beiden Kollektionen zeigt die Entwicklung der Marke und der Designerin über die letzten Jahre hinweg sehr deutlich – und auch, wie treu sich Rebekka geblieben ist.
Die Schau in der Berliner Münze war nicht ein klassischer Laufsteg, sondern vielmehr eine rechteckige Manege, um welche das Publikum wohl dosiert platziert wurde, und die Modelle liefen eine kalkulierte und bedachte Choreographie ab, die es ermöglichte, die Kleidung und Silhouetten aus verschiedensten Perspektiven und Betrachtungswinkeln zu begutachten.
Die Silhouetten sind abwechslungsreich gemischt und reichen von A-Andeutungen bei klassischen, leicht fallenden Kleidern bis hin zu Andeutungen von H-Formen. Bei vielen Looks fehlt die Eindeutigkeit. Vielmehr wird mit Auslassungen und Ausschnitten gespielt. Das, was an Flächigkeit fehlt, kann neu hinzuinterpretiert werden. Die Kollektion möchte mit der Metamorphose spielen – eine Entwicklung, getragen auch vom abwechslungsreichen Verwenden der unterschiedlichsten Materialien. So ist das Entpuppen aus einem warmen Mantel mit veganem Leder hin zu einem leichten und frühlinghaften Kleidchen in sonnigen Goldtönen mit schönen Kontrasten nachvollziehbar und greift die sehr schnellen, abrupten Wetterwechsel auf. Gerade die Farben spielen in dieser Kollektion wieder eine zentrale Rolle. Die Farbpalette greift klassisch neutrale, erdige Töne auf, die wir üblicherweise im Herbst und Winter finden können, aber auch bis weit in den Sommer tragbar bleiben. Diese sind sehr schön kombiniert: rauchiges Grau, leichtes und warmes Orange treffen hier auf Indigo. Daneben stehen Cremeweiß, Gold und Denim. Für die Nacht und den Abend finden sich Looks in Kohleschwarz und Torfbraun in der Kollektion. Bei Ruétz setzt man auch diese Saison auf Bio-Baumwolle, Denim, veganes Leder und Spitze. Veredelt wird dies durch exklusive Drucke. Das alles ist leicht, selbstverständlich feminin und selbstbewusst. Tragbarkeit ist garantiert, auch für verschiedenste Anlässe und selbst bei einer den Winter unterbrechenden kurzen Reise in wärmere Gefilde.