Berlin Fashion Week AW2025 – Clärchens Spiegelsaal
Text & Bilder: Boris Marberg
Lou de Bètolys Mode ist durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Verfeinerung ihrer visuellen Codes geprägt, was ihr ermöglicht hat, eine unverwechselbare visuelle Sprache zu schaffen. Die neueste Kollektion demonstriert weiterhin ihr Engagement, die Grenzen zwischen Mode, Kunst und traditionellem Handwerk zu verschieben. Die Präsentation im patinierten Spiegelsaal des Ballhauses Clärchen passte hier sehr charmant zu den gezeigten Kreationen mit ihrem sinnlichen Hauch von Romantik.
Immerhin ist das Design des Labels im Laufe der Saisons dazu über gegangen, die minimalistische Anschauung auf komplette Bekleidung zu projizieren und damit über die künstlerische beziehungsweise kunsthandwerkliche Sicht hinaus mehr wirklich Tragbares zu konzipieren, ohne den Stil und den etwas exclusiven Charakter aufzugeben.
Für die vierzig Outfits griff die Designerin auf bereits existierenden Stoffe und Materialien zurück und verarbeitet spannende Fundstücke, die in zeitgenössische Looks verwandelt wurden und eine Mischung aus Dramatik und Luxus schufen. Die Kollektion enthält von Hand plissierte und drapierte Vintage-Nachthemden die eine schwebend flüssige Bewegung beim Gehen der Modelle hervorrufen. Eine Note von verführerischer Sinnlichkeit kommt auch von dekonstruierten BHs, welche zu Korsagen weiterentwickelt wurden. Luftige Spitze scheint schwerelos die schmal gehaltenen und zerbrechlich wirkenden Silhouetten zu umhüllen und wird durch brüchige Applikationen aufgelockert. Flauschige und elektrisierende Strukturen vermitteln Gemütlichkeit, einzelne Looks erscheinen als Kunstpelz-Zweiteiler. Fahrradreflektoren, die auf den Straßen Berlins gesammelt worden sein sollen, funkeln bei einem Neckholder-Top kräftig und Klimpern beim Lauf des Modells. Daneben stehen Lederjacken mit fließenden Rüschen. Wie in den vergangenen Jahren spielt handgefertigter Strick eine zentrale Rolle. Und zahlreiche Teile wurden mit Hühnerfedern verziert, die aus dem Garten der Eltern der Designerin stammen. Die gezeigte Kollektion ist eine schönes Spiel mit Kontrasten und Kontrapunkten, zum Beispiel wenn Tweed-Ensembles auf zarte Seidenkleider triffen.
Exemplarisch ist ein Brautkleid, dessen Spitze zerfällt und mit Kristall-Verzierungen spielt. Hier zeigt sich die modische Vergänglichkeit, die jederzeit zerbrechen kann aber trotzdem opulent das Sein feiert.