39. Festival de Mode, de Photographie et d‘Accessoires de Mode, Hyères, Oktober 2024
Défilés für Prix L’Atelier des Matières und Igor Dieryck
Text & Bilder: Gerhard Paproth
Für den Prix L’Atelier des Matières entwerfen die zehn Kandidaten des Modewettbewerbes ein zusätzliches Outfit zu ihrer Kollektion. Der Preis zeichnet einen davon aus für seine Kreation aus „ruhenden“ (bei Produktionen übrig gebliebenen) und recycelten Materialien mit einer Auswahl an entsprechendem Material für nachfolgende Arbeit im Wert von 10.000 Euro. Die Ergebnisse werden in einer eigenen Schau vorgestellt und zeigen nicht selten so etwas wie jeweils eine Quintessenz des Gestaltungs- und Herstellungsprinzips.
Der Gewinner des Preises ist Romain Bichot (auch Prix le19M des Métiers D’Art), ebenfalls Belgier wie Igor Dieryck, der letztes Jahr gleich drei Preise gewann. Das überrascht etwas, denn Belgien ist eigentlich kein Land, in dem Mode eine herausragende Rolle im internationalen und auch nicht im nationalen Kontext spielt. Andererseits kennen wir durchaus renommierte Namen aus Belgien: Ann Demeulemeester, Dries Van Noten, Kris Van Assche, Glenn Martens, Raf Simons, Julien Dossena und Martin Margiela, der auch auf dem Festival anwesend war.
Mit einer abschließenden Schau von Igor Dieryck wird seine seit letztem Jahr erarbeitete Kollektion gezeigt.
Die beiden jungen Designer versuchen, das belgische Modeverständnis im Vergleich zu anderen Modegetrieben zu erklären. Es fängt damit an, dass die Modeschöpfung sich nicht als Teil der trendigen alljährlichen Veränderungen sieht, die international vorgeführt werden. Vielmehr suchen die Schulen und die Designer aus dem Zeitgeist ihres Umfelds Kreationen und Konzepte zu entwickeln, wobei besonderen Wert auf Grundverständnis von Kleidung und ihre Herstellung gelegt wird.
Romain Bichot: „Wir lernen drei Berufe in einem. In der Schule La Cambre werden wir auf eine etwas extreme Art und Weise ausgebildet, aber vor allem sind wir sehr gut in der Technik und in der Herstellung eines Kleidungsstücks geschult. Wir entwickeln ein ausgeprägtes Gespür für Kleidungsregeln. Ich glaube, das ist es, was uns stark macht, denn wir wissen, wie man an einem echten Kleidungsstück und gleichzeitig an einem echten Konzept arbeitet. Wir machen ein Bekleidungskonzept, es sieht nie nur wie ein Konzept oder nur wie ein Kleidungsstück aus.“*)
Igor Dieryck: „Belgische Schulen funktionieren ganz anders als die meisten anderen Schulen. In Antwerpen besteht das Ziel darin, dass der Schöpfer sich selbst entdeckt und die Botschaft versteht, die er vermitteln möchte. Der Arbeitsaufwand ist unglaublich, aber meiner Meinung nach notwendig, um sich in diesem intensiven Umfeld weiterzuentwickeln. Dank seiner Isolation von den Modewochen stellt Belgien eine Blase dar, in der wir uns selbst entdecken, unsere persönliche Identität finden und gleichzeitig die Kleidung respektieren können“.*) Seine neue, hier gezeigte Kollektion „Ad Fundum“ widmet er dem belgischen Ritual der Studententaufe (Bier griffbereit). Betont bodenständig.
PRIX DE L’ATELIER DES MATIÈRES
Romain Bichot, Belgien
*Prix L’atelier des matières:
Dolev Elron, Israel:
Fabian Kis-Juhasz, Ungarn:
Logan Monroe Goff, USA:
Tal Maslavi, Israel:
Lilian Navarro, Frankreich:
Victoria Baia & Victor Koehler, Frankreich:
Kenshiro Suzuki, Japan:
Gaëlle Lang Halloo, Frankreich:
July Mouly-Pommerol, Frankreich:
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SHOW PREISTRÄGER GRAND PRIX, HYÈRES 38, 2023
Igor Dieryck: