39. Festival de Mode, de Photographie et d‘Accessoires de Mode, Hyères, Oktober 2024
Text & Bilder: Gerhard Paproth
Die vielen unterschiedlich konzipierten Ausstellungen sind das Wesentliche des Festivals Hyères, auch wenn die Wettbewerbe und die abschließende Catwalk-Schau imagemäßig den Ruf bestimmen. Die ausgesuchten Themen, Konzepte und Spezifika und das jeweilige Ausstellungsdesign sind sorgfältig pointiert und jeweils auch originell präsentiert.
In den letzten Jahren wurden allerdings schon einige Ausstellungsformate ausgespart, etwas weniger an der Zahl sind es jetzt und diverse Highlights findet man nicht mehr. Bis dahin gab es zum Beispiel Präsentationen aus den letzten Haute-Couture-Schauen der großen Marken wie Chanel, Chloé oder Swarowski, mit wenigen aber sehr edlen und aus der Nähe höchst beeindruckenden Exponaten, die nun entfallen sind. Auch die atemberaubenden Ausstellungen mit den Métiers d’Art, exquisie Handarbeit der Details für Haute Couture, gibt so nicht mehr. Und letztes Jahr gab es noch eine rasante, große Installation von De Vilmorin, kitschig und campy zwar, aber doch sehr beeindruckend inszeniert.
Dieses Jahr wird der besonders zentrale Ort in der Villa, der Indoor-Pool auf der oberen Etage, eher nüchtern von einer Präsentation des Labels Courrèges besetzt, mit einem kleinen, quasi geschichtlichen Abriß seiner geometrischen Designs (in Neuinterpretationen), die ab den 60er Jahren den futuristischen Touch in der Haute Couture wesentlich prägten und die Mode der 60er und frühen 70er mit symmetrischen Geometrien einflußreich mitbestimmten. Space Design war eines der kennzeichnenden Schlagworte. André Courrèges brachte innovative Technologien und neue Materialien in die Mode, er erfand die Gogo-Boots und auch seine Designerin Mary Quant ist aus den Londoner Swinging Sixties nicht wegzudenken. Wesentlich weiter entwickelt wurde das Konzept vom Label dann aber nicht mehr und tauchte nur noch in Revival-Kontexten wieder auf oder am Rande. Bezugnehmend auf den architektonischen Stil der Villa Noailles von Robert Mallet-Stevens hat der Art Direktor von Courrèges (und Jury-Vorsitzende) Nicolas Di Felice nun eine postmoderne Kollektion von sechzehn Designs, die Courrège-Kreation repräsentieren, vorgestellt, mit nur wenig innovativen Aspekten allerdings, und Szenograf Rémy Brière hat sie im Kreis aufgestellt und mit lautem Rhythmussound ergänzt.
Nicolas Di Felice: Géométrie d’une rencontre – Wenn Courrèges auf Noailles trifft
Achilles Ion Gabriel, Direktor von Camper, Camper Lab und eponymous (Sponsoren) und Präsident der Jury Accessoires, hat eine Art Darkroom inszeniert, also zu dunkel um zu fotografieren, mit raumhohen, dunklen Fotos von dreieckig arrangierten Zwei-Personenkonglomeraten, woraus sich ein riesiges, kaleidoskopartiges Gebilde ergibt, durch das man sich hindurchbewegen kann.
Achilles Ion Gabriel: Title of the Show.
Le19M präsentiert Exponate verschiedener Designer in einem weiteren Ausstellungsraum, jeweils Preisträger der vergangenen Jahre, darunter Gabrielle Huguenot und Igor Dieryck. Es sind handwerklich elaborierte Werke, die in Zusammenarbeit mit Lesage (le19M) in den letzten Jahren realisiert wurden.
Gabrielle Huguenot: La femme serpent (ein Fuß im Grab, der andere ausrutschend):
Gabrielle Huguenot: Chaos en fleurs (11 Schmuckclippaare, 2024)
Christoph Rumpf: Celibacy (Jacke, Hemd und Hose Kollektion, 2020)
Igor Dieryck: Ad Fundum (2024)
Rukpong Raimaturapong: Light Life, (Hemdenkollektion 2021)
Annelie Schubert: Twinset (Mantelkollektion 2016)
Erwähnenswert ist noch die Außeninstallation von Remi Calmont und Gabriel Figueiredo (De Pino), die dieses Jahr bei einem Stipendium des art center aus Watte entstand. Eine witzige und sehr dekorative Interpretation der grandiosen Aussicht von der Villa Noailles auf die Stadt Hyères und das Mittelmeer.
Rémi Calmont und De Pino: Amuse-Bouche (Sommer 2024)
Die Kunstpräsentationen in den Gängen konnten wir leider nicht eindeutig einem Künstler zuordnen, vermutlich stehen sie im Zusammenhang mit dem Atelier des Matières: