Satisfashion – Polen mit Charme

Satisfashion –  Polen mit Charme

Berlin Fashion Week SS2025 – Polnisches Institut

Text & Bilder: Boris Marberg

 

Mit dem kleinen Veranstaltungsformat Satisfashion nahm das Polnische Institut in Berlin bereits zum dritten Mal an der Modewoche teil und bot vier polnischen Designern die Möglichkeit, Teile ihrer Kollektionen einem interessierten Publikum zu präsentieren.

Für die Zukunft plane man weitere Modeveranstaltungen und erhofft sich, die Marken in Deutschland einem breiteren Publikum bekannt zu machen und Impulse für eine kommerzielle Etablierung am Markt zu setzen zu können. Die Veranstaltung war vom Charme der Präsentation und dem lockeren, fast familiären Zugang geprägt. Hier, im räumlich begrenzten Polinischen Institut, passte es auch sehr gut, dass man sich gegen eine klassische Modenschau mit Bestuhlung entscheiden hat und stattdessen eine kleine Performance bevorzugte. Das hat sichtlich Spaß gemacht, den Modellen, aber auch dem Publikum und setzte sich erfrischend gegenüber anderen Veranstaltungen vom Standard ab. Im schlichten Empfangsfoyer des Gebäudes an der Museumsinsel in Berlin wurde eine Sitzgruppe mit Sofa und Plüschsesseln platziert. Abgerundet wurde diese Installation durch aufgehängte Gemälde und einem kleinen Tischchen mit einem Schachspiel.

Eröffnet wurde die Präsentation mit Werken von Natalia Śliżowska.

Die Designerin hat sich in zwei Kollektionen mit der Wissenschaftlerin und zweifachen Nobelpreisträgerin Maria Skłodowska-Curie und der stilistischen Ausgestaltung der Epoche der ausgehenden 19. Jahrhunderts auseinandergesetzt. Hierbei greift sie die Endphase der viktorianischen Epoche auf. Insbesondere in den 1890er Jahren, gab es einige interessante Entwicklungen in der Damenmode, die auch mit dem Streben nach Frauenrechten zusammenhingen. Frauen forderten mehr Komfort und praktische Kleidung, die ihre Bewegungsfreiheit nicht einschränkte. Maria Skłodowska-Curie passt hier idealtypisch als Frau dieser Epoche, die sich wider den gesellschaftlichen Konventionen im wissenschaftlichen Bereich etablierte und bis heute als herausragende Forscherin geachtet ist. Die damaligen Looks sind im Vergleich zu unserer zeitgenössischen Mode natürlich noch weit von dem Komfort entfernt, den wir heute schätzen. Aus dieser Sicht ist die Inspiration zunächst etwas überraschend.

Die Kleider des ausgehenden 19. Jahrhunderts zeichnen sich durch das Aufkommen der Tournüre aus, der hintere Teil des Rockes ist dabei durch Raffungen und große Stoffmengen betont. Die Taille ist relativ unauffällig, während die Röcke bis zu den Knien körpernah ausgestaltet sind und erst darunter breiter werden. Die großen Ballonärmel sind modisch und variierten in ihrer Form. Diese von Natalia Śliżowska präsentierten Werke sind spielerisch, etwas theatralisch und verkörpern zugleich einen Hauch von Biedermeier. Die Kleider sind ein wenig Kostümbildnerei, figurbetont, aber „anstandswahrend“, reduziert in der Formgebung und trumpfen besonders mit opulenten Schulterpartien bei Blusen und Jacken auf. Hierzu gesellen sich groß angelegte Krägen und dominante Flächenkompositionen. Bei den Materialien wurde durchgängig auf wiederverwendete Kunstfasertextilien zurückgegriffen. Dabei wirken die Looks griffig und schwer, Volumen schaffend und eine prägnante Distanz haltend.

Die Präsentation dieser fünf thematisch orientierten Kreationen wurde durch fünf weitere, thematisch und stilistisch komplett anders ausgerichtete Stücke aus anderen, früheren Projekten der Designerin ergänzt. Die sind von kostümbildnerischen Leitideen mit freier, fantasiereicher Ausstattung beherrscht und dokumentieren die Gestaltungslust modischer beziehungsweise deutlich theatralischer Traumwelten – wie aus Opern und Operetten. Und abgeleitet aus dem Theaterkosmos erklärt sich nun auch die Inspiration der spätbürgerlichen Vorstellungswelt im ersten Teil.

Natalia Śliżowska:

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Alicja Gorczyńska ist eine polnische Modedesignerin, die 2020 die Marke ALOSZA gründete. Gorczyńska begann ihre Karriere als Stylistin und entwickelte später ihre eigenen Projekte. Ihre Mode zeichnet sich durch Weiblichkeit, Eleganz und Liebe zum Detail aus. Sie verwendet hochwertige Stoffe und kreiert maßgeschneiderte Designs aus ihrer Kollektion Vacanze. Sommerliche Kleider aus leichten Stoffen, die lockere Volumen generieren. Viele Looks sind in Oversize gehalten und greifen stilistisch auf die fast nostalgischen Blazer der 1980er zurück. Die meisten Looks haben üppige Drucke mit gemäldeartigen Impressionen mediterraner Landschaften oder floralen Motiven. Das vermittelt stark Urlaubsgefühle, lässig-sexy präsentiert oder sogar mit einem Touch Folklore. Als Kontrast dazu sieht man enganliegende, Schlauchkleider in Strickware, luftig gehalten und teilweise mit Kapuze. Und ein klassisches Outfit in sommerlich gelockertem Styling mit Blazer und weit geschnittener Hose. Alles in allem eher bürgerlich tragbarer Style, dem die Strenge genommen und eine erfrischende Note Urlaub hinzugefügt wurde.

ALOSZA Alicja Gorczyńska:

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Im vergleichbaren Sinne gestaltet auch Odzieżowe Pole ihre vorgestellte Kollektion EkoEgo (beziehungsweise Teile daraus), gerade was zum Beispiel die gelockerten Blazer in Kombination mit  weiter Hose betrifft. Odzieżowe Pole ist eine polnische Modemarke, die sich auf elegante und umweltfreundliche Kleidung spezialisiert hat. Die Marke ist bekannt für ihre hochwertigen Materialien und zeitlose Designs, die sowohl klassisch als auch modern auftreten.
Das Label Odzieżowe Pole beschreibt seine Mode als “brave Kleider für Anarchistinnen”, was die Kombination aus klassischer Eleganz und einem Hauch von Rebellion widerspiegeln soll. Es ist eher eine unkomplizierte Tragbarkeit konventioneller Tradition als moderne Fortschreibung, risikofrei und trotzdem lässig. Lockere Volumen bei den Leinehosen und den Tops stehen im Vordergrund, angereichert mit vorsichtigen Eigenheiten im Schnitt oder ein paar losen Bändern. Die Farbpalette bleibt dezent und zurückhaltend.

Odzieżowe Pole:

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Besonders Barbara Cały versteht sich als nachhaltige Künstlerin und kreiert Ihre Kleidung aus wiederverwerteten Gebrauchsgegenständen, die mit traditionellem Handwerk eingearbeitet werden. Da finden sich Metallverschlüsse von Getränkedosen, Holzstücke, oder Plastikteile aus der Medizintechnik. Es wird zwar viel gehäkelt und drapiert, allerdings zeigt sich in den Anwendungen eine große handwerkliche Vielfalt und Einfallsreichtum. Dabei entstehen einzigartig strukturierte, offene Oberflächen mit Brüchen und Einblicken. Die Kleider haben einen gewissen Schick, sind betont feminin und interpretieren auf kecke Art und Weise Klassiker wie das „kleine Schwarze“ oder tradierte Cocktailkleider, unbunt aber nicht zwingend in Schwarz gehalten. Alles das und die geeigneten Schnitte dazu geben den Kleidern auch eine gute Portion Sexyness auf den Weg. Zudem sind die Applikationen und die Ornamentik an den Kleidern ansprechende Blickfänge.

Barbara Cały:

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