Sia Arnika – Stummfilm

Sia Arnika – Stummfilm

Berlin Fashion Week AW2024 – B7, Potsdamer Platz

Text: Boris Marberg

Bilder: Boris Marberg für BFW

 

Zeitgenössische Mode kann ohne Worte auskommen und ein treffendes Statement formulieren. Die dänische Designerin Sia Arnika lebt und wirkt in Berlin und zeigte nahe Potsdamer Platz ihre aktuelle Kollektion für Herbst und Winter 2024. Die Kollektion sei dabei von der dänischen Stummfilmdarstellerin Asta Nielsen inspiriert, welche auch sehr intensiv in Berlin künstlerisch tätig war.

Die Stummfilmära wurde in den 1910er bis 1930er Jahre stilistisch und gestalterisch durch zahlreiche Protagonisten in Berlin geprägt und zog gerade in den 1920er Jahren viele international ausgerichtete Künstler aus der ganzen Welt an, wie zum Beispiel Asta Nielsen. Die Epoche des Stummfilmes wird heute vielfach mit dem monumentalen Werk von Fritz Lang, Metropolis aus dem Jahr 1927, assoziiert, denn der war stilbildend. Auch wenn dieses prägend bis heute ist, so ist die visuelle Kraft des Films hier nur exemplarisch für diese Zeit zu sehen. Er war avantgardistischer Ausdruck eines Umbruches, der auf vielen gesellschaftlichen und kulturellen Ebenen stattfand.
Heutzutage ist das nicht anders, Berlin ist ein künstlerischer und kreativer Magnet und wieder hier schlägt sich der Umbruch des Denkens deutlich in der Kultur wieder.

Die Mode der Epoche des frühen 20sten Jahrhunderts spielte damit, zwischen weit auseinanderliegenden gestalterischen Polen und Positionierungen zu pendeln. Eine Zeit der Extrempositionierungen. Androgynität stand konträr zu gelebter Weiblichkeit als Polarität, aber auch Normierung und Individualismus standen sich damals gegenüber. Dabei wurden, besonders hinsichtlich der Rolle der Frau, fluide eigene Ansätze der Interpretation des Selbst und der Individualität herausmodelliert. Dies wird vielfach heute als ein Selbstfindungsprozess gesehen, der auch die zeitgenössische Gesellschaft in Konfrontation mit neuen Definitionsansätzen zu Rollen- und Geschlechterverständnissen bringt. Die Protagonistin der Inspiration für diese Kollektion, Asta Nielsen, pendelte beispielhaft stets zwischen solchen Polaritäten. Dies findet sich bei von ihr gespielten Rollen gesellschaftlich, als auch in der dargestellten Geschlechterzuordnung wieder. Von androgyn bis hin zur verführerischen Sexiness reichte seinerzeit die Palette der Charaktere, welche Asta Nielsen spielte.

Bei der Kollektion von Sia Arnika ist dieses Pendeln zwischen verschiedenen Interpretationsansätzen und Rollenverständnissen – wie auch in der Stummfilmepoche – deutlich sichtbar und die Inspiration ist nachvollziehbar stilistisch umgesetzt. Schichtungen bei Flächen, das Modellieren des Materials in den Raum hinein und Drapierungen werden genutzt, um einzigartige Looks zu kreieren, die zwischen Interpretationen von „Modest Fashion“ – also sehr bedeckend und distanzschaffend – als auch provokant verführerisch und Selbstverliebtheit pendeln. Die ganze Kollektion wirkt weitgehend nüchtern, klar abtrennend das Individuum herausarbeitend. Kapuzen finden sich ebenso wie Haubenkonstruktionen zahlreich und prägen das gesamte Erscheinungsbild. Durch die dynamische Präsentation bei der Schau wurde auch eine gewisse Note an „Härte“ kraftvoll unterstrichen. Glänzende, lackartige Materialien reflektieren Licht und verstärken den abtrennenden Charakter der Kleidung zum Umfeld. Farblich wird sehr reduziert gearbeitet und bis auf sehr wenige Kontrastpunkte – Kleider in kräftigem Rot – überwiegend mit sehr dunklen Tönen, tiefem Blau, dunklem Beige und Schwarz, respektive Weiß – auch dies wieder eine Anlehnung an die frühen Jahrzehnte des Films. Es entstehen harte, klare Kontraste. Dies sind stilistische Elemente der schwarzweiß geprägten Stummfilmära, um Aussagen pointiert und kraftvoll zu unterstreichen. Eine Schlichtheit, mit lautem Aufschlag beim Gegenüber, die für Gestik und Mimik Raum schafft, um modisch Emotionen zu postulieren. Einfach ist diese Kollektion nicht, sie ist komplex, vieles ist „zwischen den Zeilen“ lesbar.

 

Sia Arnika - Stummfilm

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