Berlin Fashion Week AW2024 – Station Berlin
Bilder: Andreas Hofrichter
Text: Gerhard Paproth
Eine der letzten Schauen im offiziellen Programm war vom Label LD-13 (Lisa Deurer), angenehm, schön und unaufgeregt. Langsam zu getragener live Cello-Musik gab sich der Catwalk gelassen, ruhig und konzentriert. Eine Schau, die sich Zeit nimmt und der Betrachtung eine Chance gibt.
Basics sind entschiedenes Schwarz und elegante Silhouetten mit schöner Linienführung, von denen aus die Designerin viele gestalterische Ausprägungen ableitet. Zum Schwarz tritt zunächst Rot, meist in Form von Outfitergänzungen in Strick, die dann aber gelegentlich, wie verselbständigt, mit Weiß kombiniert werden. Später wandelt sich das Schwarz auch mal zu Grau und die monochromen Oberflächen zu Schwarz-Weiß-Querstreifen. Mit den Schnitten und Silhouetten ist das Vorgehen ähnlich, jede Abweichung oder jedes Gegenkonzept wirkt sehr kontrolliert und berechnet. Ausserdem wagt die Designerin kleine Experimente und originelle Einlagen und auch dabei hat man den Eindruck, dass das sehr beherrscht bleibt und mit dem Launigen die Klarheit nicht aufgegeben wird. Immer gelingen ihr schöne Gestalten und ein stilles Vergnügen am Entwerfen wird spürbar. Für wirkungsvoll befunden hat sie die hochgezogenen Schultern, ähnlich wie Namilia die zuvor propagiert hatten, und der Effekt pointiert ganz wunderbar die Eleganz in der Gesamtlinie der Oberteile und des Mantels. In der Beherrschtheit geraten all die sicher eingebrachten Stilismen und Eigenheiten zu einer ruhigen Lebendigkeit, veredelt auch durch schöne Stoffe mit sanftem Glanz oder haptisch attraktivem Strick.
Mit dem Konstruktionsmodell für eine Tournure aus glänzendem Stoff und mit Bustiers und einem Rock aus Gips mit unregelmäßiger, zerbeulter Oberfläche treibt Lisa Deurer am Schluss noch ein paar Experimente weiter, fast wie ein vergnügter Selbsttest, der ihren eleganten Geschmack aber nicht wirklich infrage stellt, sondern eher einen Touch Humor hinzufügt. Die gediegene Ausgewogenheit zwischen Kontrolle und ungewöhnlichem Experiment kennzeichnet letztlich die gesamte Kollektion. Lediglich das Schuhwerk erschien nicht immer spezifisch ausgesucht dazu, aber das fiel nicht wirklich ins Gewicht.
LD-13 beherrscht die Kunst der verhaltenen und dennoch lebendigen Eleganz – kombiniert mit originellen und klug eingebundenen Experimenten. Das ist schon eine ungewöhnliche Kombination. Die Infos referieren zwar explizit auf seinen eigentlichen Standort New York, die Kollektion wirkt aber überhaupt nicht so.
