Budapest virtuell

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Budapest Central European Fashion Week

Text: Boris Marberg

Bilder: IMAXtree & HFDA / The Sparkle Content (1)

Es ist mehr oder weniger den andauernden Gegebenheiten geschuldet, dass sich die Modewochen in sehr großem Umfang seit knapp einem Jahr neu und virtuell präsentieren und damit auch andere Blickwinkel und andere Schwerpunkte herausbilden können. So auch in Budapest, wo bereits die zweite Saison der regionalen Modewoche in digitaler Form umgesetzt wurde. 26 einheimische Marken und zehn aus dem benachbarten Ausland nutzten die Gelegenheit ihre Kollektionen (überwiegend für den Herbst und Winter 2021) als entweder klassische Laufsteg-Modenschauen zu zeigen, oder in der Form eines Mode-Videos. Gerade der Vergleich zu der Aufmachung der Modewoche in Seoul zeigt hier die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Herangehensweisen gut auf.

Die klassische Laufstegschau ist leicht zugänglich, kompakt und geradezu standardisiert. Sie entspricht in ihrer virtuellen Umsetzung weitestgehend den tradierten Sehgewohnheiten der Gäste auf real stattfindenden Veranstaltungen. Auch bei Präsenzveranstaltungen war es in der Vergangenheit immer wieder zu aufwändigen Inszenierungen bei Präsentationen und Schauen gekommen, die sich wohltuend und abwechselnd hervorgetan haben. Ein Bindeglied – auch schon vor oktroyierten Kontaktbeschränkungen – war das Modevideo. Es ist mittlerweile als eigene Kunstform anerkannt und hat sich wie auch das Musikvideo vom eigentlichen (Kunst-)Werk emanzipiert und steht selbstbewusst gerade auch in der aktuellen Zeit da. Für das Modevideo gibt es seit langem eigenen Plattformen und Festivals wie zum Beispiel das BfFF (berlin fashion film festival). Der grosse Vorteil der Inszenierung ist der erweiterte Kontext, der mit der Präsentation vermittelt werden kann. Sie, die Präsentation, beschränkt sich in der Regel nicht auf die rein sachliche visuelle Vermittlung der Entwürfe der Kleidung, sondern liefert gleich eine Interpretation und einen Lebenskontext mit, in welchem das Design stehen soll. Die gezeigte Mode wird gleich mit dem dazugehörenden Lebensgefühl ummantelt.

Im virtuellen Kontext gesehen stellt sich aber die Frage nach der grossen Klammer, welche die losen eigenständigen Werke und Kollektionen in einen konsistenten Zusammenhang bringen. Auf der Präsenzveranstaltung ist dies Ort und Zeit – für Begegnung, Sichtung, das Fühlen von Mode mit den eigenen Händen. Im Virtuellen ist dies sicher so nicht „greifbar“ – zeitliche und örtliche Zusammenhänge sind „konstruiert“ und nicht zwingend notwendig. Der Zugang wird hier zur Formgebung der Veranstaltung und bildet hier den Rahmen. Den Veranstaltern der Budapest Central European Fashion Week ist es durch eine klare und strukturierte Zusammenfassung und Internetseite gelungen einen schnellen und wesentlichen Blick auf die Kollektionen der teilnehmenden Designer und Designerinnen zu ermöglichen.

Auf diese Veranstaltung aus Budapest zurückkommend wird man eingeladen, sich mit der Bandbreite des zeitgenössischen ungarischen Modedesigns auseinanderzusetzen. In der Vergangenheit hatten wir uns mit Mode aus Ungarn nicht beschäftigt und das Kennenlernen ist deshalb noch frisch und von Neugier geprägt. Es fällt auf, dass die Marken mehrheitlich noch recht jung sind und viele Designerinnen vertreten waren. Überwiegend wurden Damenkollektionen präsentiert und ein paar Designer_Innen mit ihren Kollektionen wollen wir hier kurz vorstellen.

 

Alma:

Das Label versteht sich als nachhaltig und von Alma Vetlényi präsentierte Kollektion AW21 zeichnet sich durch eine klare Formensprache aus. Dies zeigt sich auch bei den anderen bisher von ihr kreierten Serien, die als Lookbooks auf ihrer Internetseite noch zu finden sind. Hier zeigen sich auch die Entwicklungsschritte der Designerin und ihre konzeptionelle Ausrichtung.

Budapest virtuell

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(Video Link – BCEFW AW21/22 catwalk show – ALMA – YouTube)

 

ZSIGMOND DORA menswear:

Auch die Kleidung von Dora Zsigmond versteht sich als nachhaltig. Hier werden in der kommenden Herbst- und Winterkollektion locker fallende Stoffe in großzügigen Silhouetten verarbeitet. Der Stil ist urban geprägt und löst sich leicht von funktionalen Ansprüchen. Farblich stehen Erdtöne im Vordergrund und vermitteln eine legere Sichtweise auf städtisches Leben.

Budapest virtuell

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(Video Link – BCEFW SS21 catwalk show – ZSIGMOND DORA menswear – YouTube)

 

Jennifer Milleder:

Mit der präsentierten aktuellen neuen Kollektion hat sich die Designerin weit von der Tragbarkeit entfernt und kann ein spannendes visuelles Konzept zeigen. Entsprechend ist die Absolventin der Universität für angewandte Kunst Wien auch nicht den Weg einer gefilmten Modenschau gegangen, sondernd ihre Kollektion wird in einem ansprechend emotionalen und kraftvollen Modekurzfilm nähergebracht der hier verlinkt wird:

(Video Link – BCEFW AW21/22 show – Jennifer Milleder (A) – YouTube)

 

Ost Konzept:

Hinter diesem Konstrukt stehen seit 2017 die beiden Krativen Oliver Lantos und Aron Sasvari. Ihre Streetstyle Outfits richten sich an junge Männer wie auch Frauen, welche sich leicht und trotzig selbstbewusst im urbanen Milieu zum Ausdruck bringen können und wollen – teils verspielt feminin mit klarer Linie, teils leger trotzig und wild.

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(Video Link – BCEFW SS21 catwalk show – OST konzept – YouTube)

 

1 Wir greifen hier auf das offizielle Bildmaterial des Veranstalters zurück, welches dieser der Presse zur Verfügung stellt. Im Einzelnen: HFDA / The Sparkle Content für Alma, Ost konzept, ZSIGMOND DORA, Coverbild ZSIGMOND DORA von IMAXtree