Hinter den Kulissen – Sandy Rothländer
Text und Hintergrundgespräch: Boris Marberg
Bilder: Gerhard Paproth
Der Reigen der Fashion Weeks in diesem Frühjahr neigt sich langsam dem Ende zu und bei den unzähligen neuen Kreationen welche dem (Fach-)Publikum gezeigt wurden, ist es wieder einmal an der Zeit auch all diejenigen zu würdigen, ohne die solche Veranstaltungen nicht möglich wäre. Eine dieser geschätzten Personen ist die Friseurmeisterin Sandy Rothländer.
Im Rahmen der Mercedes Benz Fashion Week in Berlin bot sich die Möglichkeit an, mit ihr ein Hintergrundgespräch zu führen, auf welchem dieser Bericht basiert. Frau Rothländer war nun schon das zehnte Mal mit hinter den Kulissen dieser Modewoche. Sie gehört zu dem kleinen Kreis an Hairstylisten und Make-Up Artist welche das Kernteam im Backstage-Bereich bilden und ist ein fester Bestandteil von ID-Artist und der L’Oréal-Professionnel Coiffeur-Trainer-Elite. In das Team bei der Fashion Week in Berlin wurde sie damals über den bekannten Make-Up Artist Boris Entrup eingeladen. In den vergangenen Saisons wirkte sie bei den Frisuren von hunderten Schauen mit. Ihren eigenen Salon hat sie im Vergleich zur hektischen Atmosphäre in Berlin, zumal zur Modewoche, im beschaulichen Brackenheim zwischen Stuttgart und Heilbronn. Der direkte und enge Kontakt mit den Designern und anderen Kreativen liegt ihr sehr und liegt ihr auch am Herzen. Dies schätzen auch ihre privaten Kunden, welche teilweise sehr weite Anreisen zu ihr in Kauf nehmen um direkter an den Trends zu sein, da sie immer sehr viel an Inspiration von der Fashion Week in den eigenen Salon nimmt bringt. Von sich selbst behauptet sie, dass ihre Spezialität das Stecken der Haare ist. Gerade Hochsteckfrisuren haben wir in Berlin wieder sehr oft gesehen und dies gehört zum wichtigen Repertoire innerhalb der sogenannten Trockentechniken und wird viel bei Hochzeitsfrisuren angefragt. Ohne den direkten Kontakt und den Austausch im Team und mit den Designern geht nichts. Auch gerade diese Nähe und besondere Atmosphäre wird von beiden Seiten sehr geschätzt. Ihr Lieblingsdesigner ist Guido Maria Kretschmer, an dessen Schauen sie regelmäßig mitwirkt, und der das ganze Team seine Wertschätzung spüren lässt, was nicht immer bei Designern der Fall sei. Eine der Herausforderungen ist es oft, dass die Frisuren nicht zu perfekt aussehen, sondern immer wieder auch eine Natürlichkeit vermitteln. So war zum Beispiel die Dutt-Frisur bei der Modenschau von Ewa Herzog nicht einfach umzusetzen. Sandy Rothäuser sagt von sich, sie komme noch aus der Generation, wo alles glatt und sauber hätte sein müssen; „akkurat und schwäbisch“. Dies ist heute nicht mehr in dieser Art gefragt. Die Trends der Modewochen schlagen über die Prominenten, welche diese Frisuren dann auch tragen und diese dann wieder von vielen anderen gewünscht und aufgegriffen werden durch. Wichtig sei hier auch der Zugriff auf neue und sehr gute Haarprodukte um diesen etwas raueren, roheren Look in den Haaren und Frisuren umzusetzen. Gerade sei der Trend von Glanz in langen geschlossenen Haaren, oft mit Ölen umgesetzt, wieder am abklingen und Volumen dürfen wieder offener und lockerer getragen werden.
Zwischen den Einsätzen im Backstage hat Sandy Rothländer auch immer wieder die Gelegenheit selbst Schauen zu besuchen. Ihrer eigenen Einschätzung nach, war die Fashion Week in Berlin diese Saison von Tragbarkeit geprägt. Das Exzentrische sei mehr abgewandert und das Kommerzielle setze sich langsam in Berlin durch. Das kann aber nicht die Vorfreude auf die nächste Fashion Week in Berlin und ein Wiedersehen trüben.