Hermès goes Lacoste

Fotograf & Text: Hendrik Ballhausen

Assistent: Christoph Hars

Male Model: Mario Dirscherl

Female Model: Alida Sielaff @ Louisa Models

Hair & Makeup: André Schulz @ Carine Bartholomé

Aller Sport ist dem Wesen nach eine aristokratische Betätigung. Und weil das Haus Hermès traditionell für seine vorzüglichen Lederwaren für adlige Reiter und edle Pferde angesehen ist, ebenso für die feinen Seidentücher der Damen auf der Tribüne, ist es insofern durchaus passend, wenn die Damenkollektion des Hauses von einem Designer übernommen wird, der sich vor allem durch die Gestaltung der sportlichen Kleidung von Lacoste hervorgetan hat. Zwei weitere Motive mögen zu der Entscheidung beigetragen haben: eine angestrebte Verjüngung der Marke und eine weiterhin zunehmende Bedeutung des außereuropäischen Klientels.

Die Verjüngung von Hermès deutet sich beispielsweise an in der Kampagne mit Karlie Kloss, die noch jugendlicher präsentiert wird als die 13-jährige Jac Jagaciak vor einiger Zeit. Auch eine Aktion wie J’aime mon carré auf  und Facebook ist ganz klar an ein sehr junges Publikum gerichtet. Nun betrifft das zwar vor allem den kleinsten Bereich Seide und Stoffe, aber mit der Neuausrichtung der Damenlinie ist zu erwarten, daß sich auch die Positionierung der Lederwaren verschiebt, die mehr als die Hälfte des Umsatzes von Hermès ausmachen.

Möglich, dass bereits mit der Verpflichtung von Jean Paul Gaultier im Jahr 2004 eine Verjüngung verbunden oder erhofft war. Jedoch steht Gaultier mehr für das Ausgefallene, das Provokante, das Unkonventionelle. Zwar kann Jugendlichkeit auch diese Attribute haben, aber hier müssten die Lässigkeit, die Einfachheit und die Sportlichkeit hinzutreten. Auch das Empfinden des Sex-Appeals bei Gaultier hat – zumindest aus junger Perspektive – oft etwas von Altherrenerotik. Bestrapste üppige Kellnerinnen und Stripperinnen sind Welten entfernt von einer undinenhaften Karlie Kloss. Die Schauen von Gaultier für Hermès waren großartig, seine Kollektionen passend und geschmackvoll, das muss allerdings gesagt werden und stehenbleiben.

Hermès goes Lacoste

 

Im Vergleich dazu ist der Stil Christophe Lemaires sicherlich konventioneller, gefälliger und einfacher, aber auch jugendlicher und sportlicher. Zugleich hat Lemaire oft Stil und Zeitlosigkeit gegenüber Trends betont. Und da niemand die bestehende Klientel verstimmem möchte, die größtenteils arriviert, betucht und nicht zu jung ist, mag jener Mix der richtige Ansatz sein, wenn man die Marke vorsichtig verjüngen möchte.

Hermès goes Lacoste

Außerdem ist der in New York zeigende Lemaire in Übersee möglicherweise kompatibler als das europäische Enfant Terrible Gaultier. Eine Herausforderung könnte der Umgang mit dem Material Leder sein, das nun einen zentralen Stellenwert in der Arbeit Lemaires erhalten muss.

Graf Emilio Pucci, von uralter Provenienz, meisterhaft im Umgang mit farbigen faltenfreien Seidenstoffen, erfahren in der Gestaltung sportlicher Kleidung, innig verbunden mit Jet Set und Nobilitas, wäre eine Idealbesetzung als Designer des Hauses Hermès gewesen. An seiner statt scheint Christophe Lemaire eine gute Wahl, und man darf gespannt auf seine ersten Arbeiten sein.

Bis dahin orakelt die Fotostrecke, wie Hermès im Stile von Lacoste aussehen könnte. Interessanterweise wurden die Aufnahmen mit Showroom-Kollektionsteilen von Hermès in diesem Frühjahr gemacht, wenige Wochen bevor (!) der Designerwechsel bekannt wurde. Die Kombination von Hermès und Lacoste erschien einfach passend und hat sich nun auf unerwartete aber willkommene Weise bewahrheitet.

Hermès goes Lacoste

Hermès goes Lacoste

Hermès goes Lacoste

Hermès goes Lacoste

Hermès goes Lacoste

Hermès goes Lacoste

 

He wears:

Shirt, tie, belt, cufflinks and bracelet by Hermès

Trousers by Burberry Vintage

Shoes by Lacoste

Vintage Watch by Versace

She wears:

Blouse, silk, belt, shoes and bracelets by Hermès

Trousers by Max Mara