Potsdam Now (Fashion-Tage) – Shani Zimmerman
Urbanes Tel Aviv
Bilder: Boris Marberg
Text: Gerhard Paproth
Die Einrichtung der unabhängigen Modetage in Potsdam präsentierte sich attraktiv und in der noch nicht überprofessionalisierten Realisierung durchaus sympathisch. Natürlich ist das Potsdam-Publikum deutlich bürgerlicher als das Berliner, aber die Emanzipation von der Fashionweek von Mercedes Benz ist ein Schritt in eine interessante Zukunft der Berliner Modetage und mit ca. 300 Gästen pro Schau durchaus nicht auf verlorenem Posten. Die Programmierung mit einem israelischen Tag am Anfang und so tollen Designern wie zum Beispiel Julia Starp konnten sich die Initiatoren sicher sein, einen reizvollen Start hinzulegen, was nach unserer Beobachtung konzeptuell auch aufging.
Am Anfang des israelischen Tages präsentierte Shani Zimmermann eine eher konventionell daherkommende Damen-Kollektion, gedacht für den urbanen Alltag und meist ohne raffinierte Apercus. Vorwiegend flache Schuhe unterstreichen die Positionierung, weite Schnitte die Vorstellung vom „Tragbaren“ für die interessierte Durchschnittsfrau. Ein Faible für voluminöse Mäntel und Jacken sowie für weite Kleider erinnerte uns jedoch zeitweilig an Schwangerschafts-Mode wegen der ungewöhnlich ausladenden Schnittführung im Bauchbereich bei mehreren Teilen und viele Muster waren einfach altbacken. Auf entschiedene Farben wurde bewusst verzichtet, gelegentlich allerdings sieht man zusätzliche, nicht wirklich überzeugende Glitzer-Applikationen. Unelegant ist der Stil aber auch nicht, geometrische Elemente und ruhige Farbabstimmung geben der Kollektion durchaus ein gewisses Etwas – auch für besondere Gelegenheiten – und manche Stücke leisteten sich dann auch eine kleine Frechheit mit Spitze oder Öffnungen, die das Auge und die Sinne erfrischten. Kurz: von konventionell bis keck. Am Schluss zeigte die Designerin mit einem Hosenanzug und einem Abendkleid dann deutlich auch einen Sinn für gehobenen Chic.