Julia Seemann: Xmal Deutschland revisited

Julia Seemann: Xmal Deutschland revisited

Julia Seemann zur Berlin Fashionweek AW2017

Text: Gerhard Paproth

Bilder: Boris Marberg + Gerhard Paproth (Rückansichten)

 

Eine Wiederbegegnung der unerwarteten Art bot die Schau von Julia Seemann, nämlich mit der Hamburger 80er-Jahre-Band Xmal Deutschland. Im Zuge der Neuen Deutschen Welle hatte die ursprünglich weiblich dominierte Band eine deutsche Version von Gothic Rock begründet, auch und gerade mit deutschen Texten, und damit international beachtlichen Erfolg.

Selbst ich, der der Band damals freundschaftlich näher verbunden war, hatte sie mittlerweile schon vergessen. Was die junge Julia Seemann dazu bewegte, jetzt, ein viertel Jahrhundert später, mit Textzitaten und Bandname ihre Kollektion zu akzentuieren, wissen wir nicht, wir konnten lediglich beobachten, dass die 80er Jahre Ära auch in optischer Dynamik eine entscheidende Vorlage gewesen sein muss. Ohne Berührungsängste mit kräftigen Farben, entschiedenen Schnitten, harten Kontrasten, Mustermixen und starken Akzenten präsentierte Julia Seemann eine überaus abwechslungsreiche Kollektion mit Eyecatchern, die zwar immer wieder, aber nicht nur von den Textzitaten geprägt waren.

Die Textaufdrucke zitierten übrigens in Typografie – Typodesign war in den 80ern hochmodern – und Bildbruchstücken genau das visuelle Design der Band bzw. ihrer Plattencover seinerzeit und bedienten sich inhaltlicher Schlüsseltextstellen wie „Incubus Succubus“. Das waren aber die einzigen Gothic-Anmutungen, ansonsten kam die Kollektion frisch und sehr lebendig daher und verwandelte die vielen Retro-Zitate in ein sehr aktuelles Panoptikum zeitgenössischer Auffassung.

Das Einbringen von Text in die Gestaltung fand sich bei sehr vielen Outfits, und zwar an allen möglichen Stellen, nicht selten auf dem Rücken. Text auf Kleidung bedeutet ja auch immer einen Statementcharakter ihres Trägers und in Zeiten, wo in der Gesellschaft wieder viel diskutiert wird, wirken Positionierungen über knappe Worte recht aktuell und gegebenenfalls attraktiv. „Zu jung zu alt“, „Blut ist Liebe“, „Fetisch“, „X“ oder auch übergreifend der Designername „Seemann“ sind dafür allerdings eher spielerische, signifikante Gedankenbruchstücke, wie sie Poptexte ja meistens auch nur sein wollen.

Immerhin positioniert sich die Kollektion damit im deutschsprachigen Raum und bezieht sich auf kulturelle Erfolge innovativer Musik bzw. Jugendkultur aus Deutschland in den 80er Jahren. Damit rechtfertigt sich der Bandname Xmal Deutschland in einem aktuellen Modekonzept durchaus. Und die Wiedergewinnung selbstbewusster, optisch kraftvoller und akzentuierter Auftritte ist eine wirkliche Bereicherung der Szene.

 

Julia Seemann: Xmal Deutschland revisited

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Rückansichten

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