Irina Schrotter AW12
Text: Boris Marberg
Bilder: Andreas Hofrichter
Darüber, dass immer mehr osteuropäische Designer die Berlin Fashion Week als Sprungbrett und Präsentationsplattform wählen, haben wir schon mehrfach berichtet. Und es fällt auch immer stärker auf, dass diese Designer so manches heimische Label weit in den Schatten stellen. So konnte auch Irina Schrotter mit ihrer Präsentation AW12 in Berlin gut punkten.
Unter dem Namen „Romanian Designers“ zeigten mehrere sehr unterschiedliche Labels aus Rumänien ihre neuen Kollektionen für Herbst und Winter 2012. Das Label von Irina Schrotter wurde bereits vor rund 21 Jahren in Rumänien gegründet und kann auf eine entsprechende eigenständige Designtradition zurückblicken, die eine sehr individuelle, starke und einprägsame Handschrift herausgebildet hat. Ähnlich, aber von einer anderen Stoßrichtung wie Dawid Tomaszewski nähert sich Irina Schrotter dem Thema Apokalypse. Ein Vergleich mit der Kollektion von Tomaszewski lohnt sich (klick). Bei Schrotter dreht sich die ideologische Grundlage für das Design um ein Konglomerat an Emotionen, die mit dem Thema zeitgenössisch verbunden sind. Ihr geht es um ein Zusammenschmelzen von lockeren Assoziationen, die gebündelt werden.
Technisch betrachtet greift sie hierzu auf Bindungen zurück, welche sie durch unter den Kleidern getragene gewickelte schwarze Bänder realisiert, die vom Kopf bis zu der Taille eine Art Grundlage für die Kreationen bilden, die einmal durchschimmert, einmal verdeckt ist. Die Oberflächen werden hierbei dezent gebrochen und ermöglichen im übertragenen Sinne eine Assoziation mit einer ambivalenten und gebrochenen Gefühlslage. Ein Hauch von Desorientierung schwingt in den Looks mit, was durch Brüche in den Silhouetten in den Horizontalen noch unterstrichen wird. Die Volumen wirken sehr kräftig, allerdings ohne zu sehr aufzutragen und in den Bereich Oversize zu kippen. Schwung und Dynamik vermitteln sehr schön weite Kleider aus schimmernder Seide.
Farblich bleibt die gesamte Kollektion sehr dezent und geradezu farblos. Vielmehr wird auf Glanz und Schimmern bei den Materialien gesetzt.
