Damir Doma: Kongenialer Berlin Style

Damir Doma: Kongenialer Berlin Style

Berlin MBFW AW2018, Berghain

Bilder: Andreas Hofrichter

Text: Gerhard Paproth

 

Mit dem Nimbus des Berghain würden sich sicherlich viele Modelabels gerne schmücken, doch gottseidank entzieht sich diese Institution bisher konsequent und erfolgreich der Vereinnahmung ihres (Zeitgeist-)Ortes durch PR-orientierte Anbiedermanöver – und in ihrem Interesse kann man sich wünschen, dass das so bleiben wird.

Ein ähnliches Selbstverständnis strahlt der Modeschöpfer Damir Doma aus, bisher hatte er kein Interesse, sich in den Reigen der Berliner Modeszene der Fashionweek einzuklinken und scheint, von dieser Ausnahme abgesehen, das selbstbewusst auch fernerhin eher auszuschließen.

Die Ausnahme mit dieser Schau ist aber schlüssig von beiden Seiten aus betrachtet und darum völlig überzeugend. Die Einladung des „Fashion Council Germany (FCG) in Partnerschaft mit Mercedes-Benz“ zu einer sogenannten „Fashion Hab“, einer Schau, die Designtalenten und bilateralen Austauschprogrammen eine neue Bühne bietet, ist das erste öffentliche Signal, das die Institution vorführt. Und man muss die Veranstaltung darum wohl auch als ein Statement verstehen.

Als erstes fällt auf, dass (merkwürdigerweise) nicht nur das Potential aufstrebender Designtalente aus dem deutschsprachigen Raum im Blickfeld steht, sondern die Organisation öffnet sich in Kooperation mit anderen Fashion-Councils auch inspirierten und relevanten Positionen auf nichtnationaler Ebene. Der Modeschöpfer Damir Doma repräsentiert eindeutig eine solche Designer-Position, weniger weil er als Kroate aus Bayern im Modeland Italien erfolgreich arbeitet, sondern vielmehr weil seine Mode besonders augenfällig mit der zeitgeistigen Techno-Szene, die sich als avantgardistisch begreift, verwachsen zu sein scheint. Und, insofern die Berghain-Szene diese Zeitgeist-Avantgarde am pointiertesten kultiviert, ist dieser Ort eine kongeniale Stätte, die gemeinsamen Vorstellungen statementartig auf den Punkt zu bringen, wie es dann auch wirklich geschah: Geradezu kongenial wurden bei dieser (ziemlich exklusiven) Veranstaltung Location, Publikum, Musik, dynamisches Lebensgefühl und Erscheinungsbilder zu einem Event zusammengefasst, der wie ein Konzentrat aufleuchtete.

Der erste Gedanke, der einem deswegen durch den Kopf schoss, war der Begriff „Berlin-Style“, den man auf den Berliner Fashion-Schauen stets ausfindig zu machen versucht, der erst hier aber geradezu auf den Punkt gebracht auftrat. Und zwar konsequent und kompromisslos vorgeführt in der rauen Härte, Kraft und Arroganz, in der Unterkühltheit, Emanzipiertheit und anti-ästhetischen Ästhetik der selbstgefälligen Szene. Es war zwar das optische Erscheinungsbild, das bei dieser Veranstaltung akzentuiert wurde, ansonsten war es ein rundum zeitgeistiger Event, der eine homogene Idee erleben ließ.

Diese optische Definition der Erscheinungen am Protagonisten (Mode) lässt sich nicht mit einer Aneinanderreihung gestalterischer Phänomene und Eigenarten erschließen, denn aus ihrer Addition ergibt sich längst nicht das ideelle Gesamtkonzept. Auffallende Beobachtungen wie Gleichzeitiges von Hoch- und Minderwertigem, flaches, festes Schuhwerk, heruntergezogene Regenmützen, dunkle Farbgebung, gewöhnlich-ungewöhnliche Kombinationen mit klassischen Jacken und Mänteln, schräge Schnitte, merkwürdige Architekturen, Hochwasserhosen und (veredelte) Streetwearteile ergeben soweit höchstens eine Reihe stereotypischer Klischees, die aber noch längst nicht das Gesamtfeeling evozieren. (Damir Doma: „Der Berliner Stil? Sieht manchmal nach Penner aus!“)

In der Zeit gesehen ist der optische Kodex über mehrere Jahre gewachsen, im subkulturellen Kontext, mit einem Selbstverständnis, das sich um Strömungen (die man an der Oberfläche der Medien und im modischen Mainstream sieht) nie besonders scherte und das versuchte, emanzipiert davon ein „eigenes Ding“ zu entwickeln. Der Technoszene war diese Attitüde von Anfang an zu eigen, das Berghain-Phänomen ist ja nur die Spitze des Eisberges geworden. Und die Kollektion, die Damir Doma (als modischen Ausdruck) hier zeigt, letztlich wohl auch. (Damir Doma: „Berlin und insbesondere die Halle am Berghain scheint das perfekte Setting für die Ästhetik zu sein, die ich in der vergangene Dekade entwickelt habe: feinfühlig und poetisch aber auch roh, grob und unfertig.“)

In der großen Stimmigkeit aller Zutaten ist dem Fashion Council Germany hier ein sehr überzeugender Einstand gelungen, was eine repräsentative Schau seines Anliegens betrifft, es war konzeptuell wohl der beste Event dieser Fashionweek überhaupt. Der große Wermutstropfen daran kann aber auch nicht übersehen werden, und das ist der Exklusivitäts-Nimbus dieser Veranstaltung (wenig, auserlesenes Publikum, keine PR etc.). Der steht dem Selbstanspruch des Fashion Council soweit eher entgegen und fügt darum dem Image dieser frisch gegründeten Institution zumindestens etwas Problematisches bei. Wir haben aber die Hoffnung, dass in Zukunft dieser Event als ein singuläres Konzept innerer Konsequenz in einer folgenden Reihe ganz anderer Produktionen stehen wird, die dann auch jeweils einem eigenen Prinzip folgen. Wenn das gelingt, wird die künftige Bedeutung des Deutschen Fashion Council – auch auf internationaler Ebene – eine sehr wichtige Bereicherung sein. Insofern legt diese sehr beeindruckende Veranstaltung die Latte schon mal hoch.

 

Damir Doma: Kongenialer Berlin Style

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